Die Lufthansa selbst rechnet damit, dass sich die Passagierzahlen frühestens 2025 erholt haben werden und hinter der Erlös- und Ergebnisentwicklung selbst dann noch ein dickes Fragezeichen steht. Bis dahin sind es indes noch mehr als 18 Monate, und der Lufthansa könnte in der Zwischenzeit das Geld ausgehen. Die Handlungsoptionen, um dies zu verhindern, sind übersichtlich. Weitere staatliche Hilfe wird das Management der Fluglinie möglichst nicht in Anspruch nehmen wollen, denn dann dürfte der Staat auf einer deutlich höheren Beteiligung an der Lufthansa bestehen. Einen spendablen Großaktionär wie etwa der Konkurrent IAG, dessen Anteilseigner aus Katar gerade eine milliardenschwere Kapitalerhöhung absicherte, hat die deutsche Fluggesellschaft nicht. Die Einnahmen durch die nun geplanten Verkäufe von Unternehmensteilen könnten angesichts der Krise der Luftfahrtbranche ebenfalls hinter den Erwartungen zurückbleiben.
Bliebe das immer wieder durchgespielte Szenario eines Schutzschirmverfahrens. Zu Beginn der Corona-Pandemie wurde das zwar diskutiert, aber verworfen, da man befürchtete, durch die entstehende Unsicherheit viele Kunden zu vergraulen. Doch mittlerweile fliegt sowieso nur noch, wer unbedingt muss, so dass ein solches Verfahren wieder in den Bereich des Möglichen gerückt ist.
Alles in allem ist das Kapitel Lufthansa in der Coronakrise ein Trauerspiel. Ein Unternehmen, das zwar ein paar Makel hatte, aber in seinen Grundstrukturen noch Anfang des Jahres pumperlgesund war, führt nur wenige Wochen später einen Überlebenskampf. Eine Besserung ist mittelfristig nicht in Sicht. Langfristig wird der Luftverkehr wieder anziehen, und Lufthansa könnte dann in verschlankter Form zu denen gehören, die gestärkt aus dieser Krise fliegen. Aber erst einmal muss die Firma überleben.