Köln/Berlin/Hamburg/Verden - (ots) - Mit mehr als 100 Fahrraddemos in Deutschland, Belgien, England,
Österreich und der Schweiz haben Zehntausende Kinder, Jugendliche und
Familien am 19. und 20. September 2020 eine riesige Kidical Mass
veranstaltet.
Zum Weltkindertag und im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche fordern sie ein Umdenken in der Verkehrspolitik. "Aus dem gesamten Bundesgebiet haben uns fantastische und motivierende Bilder von fröhlichen Kindern auf ihren Fahrrädern erreicht. Dieses Wochenende hat gezeigt, wie frei Kinder sich in ihrer Stadt bewegen könnten, wenn wir ihnen den Platz dafür geben. Genau das wollten wir erlebbar machen - für die Kinder, aber auch Politiker:innen, die endlich entsprechende Entscheidungen fällen müssen", erklärt Organisatorin Simone Kraus.
Das gemeinsame Wochenende, das in dieser Form erstmalig war, wurde von der Kidical Mass Köln ins Leben gerufen. Unterstützt und organisiert wurde es von ADFC, Campact, Changing Cities, Deutsches Kinderhilfswerk, Greenpeace, RADKOMM, VCD sowie mehr als 150 lokalen und regionalen Vereinen, Organisationen und Initiativen.
In einigen Städten ist die Kidical Mass entlang so genannter "Human Protected Bikelanes" gefahren, die Greenpeace symbolisch für sichere Radwege eingerichtet hat.
In Kooperation mit Unicef Deutschland und ihrer Aktion "Kinder erobern die Straßen" haben die kleinen Radfahrenden während einer kurzen Pause ihre Vorstellungen von einer lebenswerten Stadt mit bunter Kreide auf den Asphalt gemalt. #wiestarkwäredasdenn
Wir wollen eine #FahrradGeneration
In unseren Städten sind die Bedingungen für Radfahrende, insbesondere für Kinder und Jugendliche sehr schlecht. Es fehlt vor allem an Platz: zu schmale, ungeschützte oder oft gar keine Radwege. Viele Eltern haben Angst um ihre Kinder und fahren sie lieber mit dem Auto.
71 Prozent der Bevölkerung halten breitere und vom Autoverkehr getrennte Radwege als erforderliche Maßnahme, um Schulwege sicherer zu machen (Infas im Auftrag des ADFC, 14.09.2020). 92 Prozent der Kinder und Jugendlichen wünschen sich eine bessere Erreichbarkeit für Orte zum Draußenspielen, u.a. durch sichere Radwege (Deutsches Kinderhilfswerk, Kinderreport 2020).
Politik und Verwaltungen tun viel zu wenig, um die Situation zu verbessern. Aktuelle Maßnahmen wie die Einrichtung von Fahrradstraßen, die dennoch für den Durchgangsverkehr geöffnet sind, oder bloße Markierungen auf viel befahrenen Straßen reichen bei weitem nicht aus.
Die Kidical Mass will die Menschen für eine nachhaltige Mobilität begeistern. Fahrradfahren muss sicher und bequem werden, damit alle Generationen aufsatteln.
Die Kidical Mass fordert kinder- und fahrradfreundliche Städte
"Kinderfreundliche Städte sind eine Vision, die allen Einwohner:innen gut tut. Wer kinderfreundliche Mobilität erlaubt, schafft eine inklusive und sichere Zukunft", sagt Organisator Steffen Brückner. "Utrecht und Paris machen es vor, aber auch viele andere europäische Städte. Sie haben auch durch die Pandemie erkannt, wie wichtig sicherer Stadtraum ist, den wir heute noch zu oft an Autos vergeben. Die Bilder von heute zeigen: Das Interesse an einem Sinneswandel in der Politik zugunsten sicherer Kindermobilität ist enorm."
Die Kidical Mass fordert Tempo 30 innerorts und sichere Schulradwegenetze als wichtiger Bestandteil durchgängiger, engmaschiger Radwegenetze in den Städten. Im Umfeld von Schulen sollen flächendeckend Fahrradstraßen und als Sofortmaßnahmen Schulstraßen nach Wiener Vorbild eingerichtet werden. Um den Forderungen auf Bundesebene weiteren Nachdruck zu verleihen, startete das Bündnis mit lokalen Petitionen zur Verkehrswende auf WeAct, der Petitionsplattform von Campact.
Ein breites Aktionsbündnis und die Verantwortung
Zahlreiche ehrenamtliche Helfer:innen stellten die Kidical Mass auf die
Räder. Es wurden mehr als 100 Fahrraddemos in mehr als 90 Städten in
Deutschland und dem europäischen Ausland umgesetzt. Von Aachen bis
WUmweltürzburg waren fast alle größeren Städte dabei, dazu auch Kreisstädte
und ländliche Regionen.
Bei der Kidical Mass achteten alle an Start, Ziel und unterwegs auf genug Abstand.
Bildrechte: She Drives Mobility
Fotograf: Margit Classen