Die Polizei in Nordrhein-Westfalen und Hessen ist offenbar einer erneuten Serie sexuellen Kindesmissbrauchs auf der Spur, deren Ausmaß noch nicht abzuschätzen ist. Bei einem von insgesamt vier festgenommenen Männern wurden mehr als drei Terabyte Datenmaterial gefunden, wie die Ermittler am Donnerstag in Köln mitteilten. Bislang seien sechs Opfer im Alter zwischen weniger als einem Jahr und zehn Jahren bekannt.
Bei den Opfern soll es sich demnach überwiegend um Kinder oder Stiefkinder der mutmaßlichen Täter handeln. Nach Angaben der Ermittler wurden die Tatverdächtigen zwischen dem 21. und 30. Oktober in Bergisch Gladbach bei Köln, im Raum Wesel am Niederrhein, im Bereich Wiesbaden sowie im Raum Langenfeld im Rheinland festgenommen.
Drei Männer sitzen in Untersuchungshaft, der vierte, am Mittwoch in Langenfeld festgenommene Verdächtige sollte noch am Donnerstag dem Haftrichter vorgeführt werden. Der Schwerpunkt der Ermittlungsarbeiten liege nun auf der Auswertung des umfangreichen Datenmaterials, sagten Vertreter von Polizei und Staatsanwaltschaft in Köln. Bislang sei erst "ein Bruchteil" der gesicherten Datenträger gesichtet worden.
Es gebe derzeit zwar keine Hinweise auf weitere Täter, jedoch sei es möglich, dass es nicht bei den vier Tatverdächtigen bleiben werde, sagte Kölner Kripochef Klaus-Stephan Becker. Von einem Kinderpornoring zu sprechen sei angesichts des bislang ausgewerteten kleinen Datenmengen "viel zu früh, ich will da auch gar nicht spekulieren". Was sich auf den anderen Datenträgern befinde, "das wissen wir noch nicht".
Der Kölner Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer sagte, die Beziehungen zwischen den festgenommenen Tatverdächtigen müssten nun weiter aufgeklärt werden. Der Kölner Polizeipräsident Uwe Jacob zeigte sich erschüttert von dem Missbrauchsfall. "Sie sehen mich fassungslos und bestürzt in Anbetracht der schrecklichen Taten der bisher ermittelten Beschuldigten", sagte der Behördenleiter vor Journalisten.
rh/cfm AFP