Die Besatzung der "Alan Kurdi" hatte am Samstag 133 Bootsflüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet und sich auf den Weg ins französische Marseille gemacht, nachdem die maltesische Rettungsleitstelle auch nach mehreren Tagen keinen Anlauf-Hafen vermittelt hatte.
Die südfranzösische Hafenstadt Marseille hatte sich "ohne Bedingungen" bereiterklärt, die Menschen aufzunehmen. Die französische Regierung wies am Mittwoch jedoch darauf hin, dass die "Alan Kurdi" im "nächstgelegenen Hafen" anlegen müsse. Daraufhin steuerte das Schiff mit Genehmigung der italienischen Behörden den Hafen von Arbatax auf Sardinien an. Acht Menschen waren zwischenzeitlich bereits von der italienischen Küstenwache von Bord gebracht worden.
Nach Angaben von Sea-Eye wird das Rettungsschiff voraussichtlich am Freitagmorgen um 06.00 Uhr Olbia erreichen, bis Mittag dann sollen alle Flüchtlinge von Bord sein. Danach hofft die Besatzung der "Alan Kurdi" wieder nach Marseille zurückkehren zu können, um das Team zu wechseln.
Das im internationalen Seerecht verankerte Prinzip der Überführung von Geretteten in einen "sicheren Hafen" bedeutet in der Praxis, dass bei Rettungsaktionen im zentralen Mittelmeer die Aufnahmepflicht in der Regel bei Italien oder Malta liegt.
In diesem Jahr hat die Zahl der Bootsflüchtlinge im Mittelmeer deutlich zugenommen. Die Menschen versuchen überwiegend von Libyen und Tunesien aus, in die EU zu kommen. Allein aus Libyen gab es zwischen Januar und Juli gut 90 Prozent mehr versuchte Überfahrten als im ersten Halbjahr 2019.
Die Überquerung gilt als eine der gefährlichsten der Welt. Im vergangenen Jahr ertranken nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) 1283 Menschen im Mittelmeer. In den vergangenen fünf Jahren gab es insgesamt mehr als 19.000 Tote.
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