Binnen 24 Stunden seien weitere 16.096 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden, teilte die Gesundheitsbehörde am Donnerstagabend mit. Das sind nochmals über 3000 Neuansteckungen mehr als beim bisherigen Rekord vom Vortag. Die Zahl der Corona-Toten stieg binnen eines Tages um 52.
Experten weisen allerdings darauf hin, dass die Infektionszahlen zu Beginn der ersten Coronawelle im März und April wegen der niedrigen Testkapazität nur einen Bruchteil der tatsächlichen Ansteckungen abbildeten und sich deshalb nicht mit den Zahlen seit Einführung der großflächigen Tests vergleichen lassen. Inzwischen werden mehr als 1,2 Millionen Tests wöchentlich gemacht, während im Frühjahr noch kaum Tests zur Verfügung standen.
Gesundheitsminister Olivier Véran räumte jedoch Probleme mit den Testkapazitäten ein. Tatsächlich gebe es in einigen Städten Verzögerungen bei den Ergebnissen, sagte Véran vor dem Senat. Doch sei der Stau bei der Auswertung der Tests "nicht für die neue Welle der Epidemie" verantwortlich.
Der ungebremste Anstieg der Neuinfektionen sorgt bei der französischen Regierung für wachsende Alarmstimmung. Am Mittwoch verschärfte sie die Maßnahmen vor allem in den Großstädten weiter. Unter anderem müssen in der am stärksten betroffenen Stadt Marseille ab Samstag alle Bars und Restaurants schließen, in Paris und anderen Städten müssen sie früher schließen. Zudem wurden Versammlungen von mehr als zehn Menschen etwa in Parks und auf Plätzen untersagt.
Nach massiver Kritik der Bürgermeisterinnen von Marseille und Paris, Michèle Rubirola und Anne Hidalgo, sowie angekündigten Protestaktionen der betroffenen Gastronomen appellierte Regierungschef Jean Castex an die gemeinsame "Verantwortung" der Franzosen. "Eine Epidemie lässt nicht mit sich spielen", warnte Castex am Donnerstag im Sender France 2. Auf keinen Fall wolle er zu den strikten Ausgangsbeschränkungen zurückkehren müssen, wie sie bereits zwischen März und Mai galten.
Ziel der Politik seiner Regierung sei es vor allem, eine Überlastung der Krankenhäuser zu vermeiden, sagte Castex weiter. Tatsächlich ist der Druck auf die Intensivstationen infolge der seit Wochen steigenden Corona-Infektionszahlen inzwischen so groß, dass die Pariser Krankenhäuser wieder nicht zwingend notwendige Operationen absagen müssen. Ab dem kommenden Wochenende werden zunächst 20 Prozent der geplanten OPs verschoben, wie die öffentliche Krankenhaus-Gesellschaft Assistance publique-Hôpitaux de Paris (AP-HP) mitteilte.
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Paul RICARD / © Agence France-Presse