Das Literatur und Filmfestival in Münster präsentierte am 23. September 2020 die neu restaurierte Fassung „Die Fälschung“ von Volker Schlöndorff im Schlosstheater. In den Hauptrollen spielen Bruno Ganz und Hanna Schygulla.
Die gezeigte Fassung wurde nicht etwa überarbeitet, sondern erhielt die qualitativ höhere Auflösung eines 4K Films. Der Roman „Die Fälschung“ von Niclas Born aus dem Jahr 1979, wurde erstmals von Schlöndorff 1981 verfilmt und bekam nun einen neuen Farbstrich.
Zur technisch, qualitativen Aufwertung war der Regisseur Volker Schlöndorff selbst zu Gast. Er wurde, vor der Präsentation des Films anmoderiert und stellte sich vor.
Beim Betreten des Kinosaals, wurde ein fast unmerkliches Raunen in den Reihen deutlich, kein ehrfürchtiges. Es handelte sich hierbei viel mehr um eine aufgeregte und achtungsvolle Unruhe, als Schlöndorff den Saal betrat. Schließlich handelt es sich um einen DER deutschen Literaturverfilmer, der unter anderem „Die Blechtrommel“ (1979) von Günter Grass und „Homo Faber“ (1991) von Max Frisch adaptierte.
Schließlich nahm der Film - wie bereits vor 40 Jahren - seinen Lauf.
An dieser Stelle wäre es unangebracht, viel mehr zu verraten, vor allem, da der Filmklassiker nun auch in 4K Auflösung zu sehen ist - und empfehlenswert zugleich.
Grundsätzlich kann gesagt werden, dass es sich bei dem Inhalt noch immer um ein gängiges und tägliches Geschäft handelt. Das Geschäft eines Journalisten, welcher in ein Krisengebiet reist, um einer Berichterstattung nachzukommen. Die Bilder, die die Gesellschaft zuletzt erreichen, können nicht mit dem Erlebten gleichgestellt werden, was der Journalist oder der Fotograf psychisch und vielleicht auch physisch durchleben musste. Im wesentlichen ist es genau das, wovon der Film handelt; das Gefühlschaos, die Veränderung der Wahrnehmung und der Persönlichkeit.
Die Last und der Krieg der Einen ist die Bereicherung für die Anderen, die nicht direkt involviert sind. Im Grunde handeln der Roman und auch der Film, vom Bürgerkrieg in Beirut, Libanon, und demonstrieren die Fronten. Der Bürgerkrieg endete in den 1990er Jahren, ist jedoch noch immer nicht völlig überwunden. Schlöndorff äußert selbst, in der Nachbesprechung des Films, dass dieser Konflikt teilweise noch immer eine Rolle spiele und verweist auf die Fabrik-Explosion am Hafen von Beirut im August 2020.
Zudem erzählt Schlöndorff, er wäre erst nach Jahrzehnten erneut in dem Ortsteil, der Stadt gewesen, indem sie sich damals aufgehalten hatten und gedreht wurde. Von diesem Ort würde allerdings nicht mehr viel existieren. Lediglich das Hollyday Inn, das Hotel, in welchem die Protagonisten, die Journalisten und Fotografen, untergebracht waren, wäre ein Monument seiner selbst - zu aufwändig, um es abzureißen und zu aufwändig um es in Stand zu halten.
Schließlich war eine der ausschlaggebenden Fragen, die auf einem LitFilm-Festival durchaus gestellt werden darf, ist es die original-getreue Werkwiedergabe auf die es ankommt, oder eher das Privileg des Regisseurs, in das Werk des Autoren eingreifen zu können.
Schlöndorff ist sich sicher, es gibt kein Rezept.
Er selbst stellt schließlich die Frage, was versucht der Autor?
„Der Autor versucht, gelebtes Leben darzustellen, am besten sein eigenes; kein Second Hand“
Dementsprechend ist es seine Aufgabe, beziehungsweise; sieht er als seine Aufgabe darin, zu allererst ein Gefühl für das Buch zu entwickeln. Wobei das Buch beim Lesen bereits auch Gefühle auslöst. Von dieser Instanz wird sich letztendlich auch auf den Autor fokussiert und seiner Beziehung zum Werk. Daraus entsteht jeweils eine Adaption der gelebten Wirklichkeit. Von welcher entweder alle falsch oder alle richtig zu sein scheinen. Denn auf eine Weise wurde alles erlebt.
Letztendlich kann gesagt werden, dass es sich bei allem und vielem, darum handelt, „erlebtes Leben“ so zu verpacken, als könnte jeder verstehen, was eigentlich passiert ist.
Artikel: Swan
Bild: Swan