Die französische Opel-Mutter PSA und der US-italienische Autobauer Fiat Chrysler haben sich auf eine Großfusion geeinigt. Die Führungsgremien der beiden Konzerne stimmten dem Zusammenschluss zu, wie beide am Donnerstag mitteilten. Damit soll der nach Verkaufszahlen viertgrößte Autobauer der Welt entstehen - hinter Volkswagen, der Renault-Nissan-Allianz und Toyota. Die IG Metall will sich für die "Eigenständigkeit" von Opel einsetzen. Werksschließungen sind laut PSA und Fiat Chrysler nicht geplant.
Der Aufsichtsrat von PSA und der Verwaltungsrat von Fiat Chrysler stimmten einer Fusion unter Gleichen zu, wie es in der gemeinsamen Erklärung heißt: Die Aktionäre der beiden Gruppen werden damit jeweils 50 Prozent des Kapitals halten. Der Wert des neuen Konzerns wird auf rund 50 Milliarden Dollar (rund 45 Milliarden Euro) geschätzt. Zusammen verkauften beide Konzerne zuletzt 8,7 Millionen Fahrzeuge im Jahr.
Zu dem fusionierten Konzern würden Marken wie Opel, Peugeot und Citroën gehören sowie Alfa Romeo, Chrysler und Maserati. PSA hatte Opel 2017 von dem US-Konzern General Motors übernommen und der deutschen Traditionsmarke ein Sparprogramm verordnet. Dadurch schrieb Opel erstmals wieder schwarze Zahlen.
Die IG Metall erklärte, sie wolle "sich angesichts der Fusion weiterhin für die Eigenständigkeit der Marke Opel und für die Identität von Opel einsetzen". Der Leiter des IG-Metall-Bezirks Mitte, Jörg Köhlinger, verwies darauf, dass mit dem geltenden Tarifvertrag betriebsbedingte Kündigungen bei Opel bis zum 31. Juli 2023 ausgeschlossen sind. Spekulationen über mögliche negative Folgen der Fusion von Fiat Chrysler und PSA für die Opel-Standorte seien "kontraproduktiv und schädlich", betonte Köhlinger.
Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer hatte am Mittwoch gewarnt, Opel könne bei der Fusion "den schwarzen Peter" ziehen. Für fraglich hält es der Professor für Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen etwa, ob PSA und Fiat Chrysler das Rüsselsheimer Opel-Entwicklungszentrum weiter betreiben wollen. Bereits der aktuelle Sanierungsplan sieht einen Abbau von 2000 der 6400 Stellen in Rüsselsheim vor.
In der gemeinsamen Erklärung ist von jährlichen "Synergien" von 3,7 Milliarden Euro die Rede. Diese sollten vor allem durch verbesserte Investitionen und Produktionsprozesse erzielt werden und "nicht durch Werksschließungen", betonten die Konzerne.
PSA-Chef Carlos Tavares soll das fusionierte Unternehmen leiten. Der Verwaltungsratschef von Fiat Chrysler (FCA), John Elkann, soll dem Aufsichtsgremium auch in dem neuen Konzern vorstehen. Offenbar aus steuerlichen Gründen soll die fusionierte Gruppe ihren Sitz in den Niederlanden haben.
Mit dem Zusammenschluss wollen PSA und Fiat Chrysler das Thema Elektromobilität gemeinsam angehen. Die Fusion würde PSA zudem einen Zugang zum US-Markt geben, wo Fiat Chrysler unter anderem mit den Marken Jeep und Dodge RAM in sehr lukrativen Segmenten aktiv ist. Fiat Chrysler wiederum braucht einen Partner für den asiatischen Markt und will seine Rolle in Europa stärken.
Die französische Regierung bekräftigte, dass sie die Pläne grundsätzlich wohlwollend sieht, da PSA damit im internationalen Wettbewerb stärker aufgestellt sei. Wirtschaftsminister Bruno Le Maire betonte aber, er sei "wachsam" beim Erhalt der Standorte.
lob/hcy AFP