Christine
Lagarde hat offiziell ihre Arbeit als Präsidentin der Europäischen
Zentralbank (EZB) angetreten. Das teilte die EZB am Freitag in Frankfurt
am Main mit.
Ihr Vorgänger Mario Draghi, der ebenfalls acht Jahre an der Spitze der EZB stand, hatte die Amtsgeschäfte bereits am Montag symbolisch im Rahmen einer Feierstunde an Lagarde übergeben. Die neue Präsidentin hat angekündigt, sie wolle die Spaltung im EZB-Rat wegen der Geldpolitik überwinden. Zudem will die 63-Jährige das Themenspektrum der EZB um gesellschaftliche Fragen wie Klimapolitik und Frauenförderung erweitern.
Zum Amtsantritt der Französin hatten die Gruppen Attac und Extinction Rebellion Demonstrationen vor der EZB angekündigt. Attac fordert eine sozial-ökologische Ausrichtung der europäischen Geldpolitik: Die Zentralbank solle bei ihren Entscheidungen neben der Geldwertstabilität auch soziale Kriterien sowie Umwelt- und Klimaschutz berücksichtigen.
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, rief Lagarde auf, die Glaubwürdigkeit der EZB in Deutschland wieder zu stärken. Unter ihrem Vorgänger Draghi habe diese gelitten. Lagarde müsse nun "den Kritikern klarmachen, dass jeder von einem stabilen Euro profitiert", sagte er den Sendern n-tv und RTL. Es gehe darum Brücken zu schlagen.
Fratzscher erwartet indes von Lagarde keine Kehrtwende in der ultralockeren Geldpolitik, die angesichts der niedrigen Zinsen in Deutschland vor allem die Sparer immer wieder verärgert. "Natürlich wollen wir, dass die Zinsen wieder steigen", sagte der DIW-Präsident den Sendern. "Das gelingt aber nur mit mehr Wachstum in Europa, und dafür muss auch die Politik ihre Hausaufgaben machen." Fratzscher räumte auch ein, in anderen Ländern werde die bisherige EZB-Geldpolitik "mehr akzeptiert" als in Deutschland.
bk/hcy AFP