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Marcel Duchamp

Nur wenigen Menschen verbinden mit dem irgendwie bekannten Namen eine konkrete Ursache, die sie auf ihn rekurrieren, dabei hat keiner die Kunstwelt so herausgefordert wie Marcel Duchamp.


Der französische Künstler lebte um die Jahrhundertwende 19./20. Und war Mitglied einer künstlerischen Familie, der er sich ehrfürchtig künstlerisch zu integrieren suchte.  

Meines Erachtens (was nichts heißt), war er handwerklich kein Caravaggio, aber ein Virtuose der Kreativität. Er war es, der die Kunstwelt herausforderte. Und er war es, der den Wahlspruch von Joseph Bois „Jeder ist ein Künstler“  viele Jahre vorher nachhaltig prägte.  

Der Trip auf den er sich begab, begann bereits 1911. Duchamp durfte, wie seine Brüder, die bereits etablierte Künstler waren, ebenfalls ein kubistisches Werk ausstellen. Und die Räumlichkeiten hatten einen besonderen Anspruch: „Keine Juri keine Preise“. Was für den modernen Künstler nichts Besonderes scheint, war Anfang des 20. Jahrhunderts revolutionär, denn es versprach, dass alle eingereichten Bilder als Kunstwerke akzeptiert würden. Aber „Akt der eine Treppe hinunter steigt“, wurde abgelehnt.  Aber nicht, weil es ein abstraktes Kunstwerk war, sondern weil der Name nicht in die Konventionen passte.

Ein Akt ist ein „Stillleben“ und keine Bewegung. Duchamps Brüder sollten ihn überreden, den Titel zu ändern, was nicht nur an sich schon ein Affront wäre, sondern dadurch, dass der Titel in Versalien am unteren Bildrand vermerkt wurde, unmöglich war.  

Duchamp zog sein Werk wutentbrannt zurück und schwor sich, nie wieder auf derlei Spielereien einzugehen. Bis 1917. In jenem Jahr fühlten sich auch Amerikaner eingeschränkt in den künstlerischen Konventionen und eröffneten eine Ausstellung mit dem gleichen Credo und traten an Duchamp heran.  

Dieser musste laut lachen und nutzte die Gelegenheit die künstlerische Doppelmoral anzuprangern. Sein eingereichtes Kunstwerk war ein mit R. Mutt signiertes Urinal. Er wollte abgelehnt werden und wurde es nicht.  

Logisch war der „normale Bürger irritiert, wie ein Urinal ein Kunstwerk darstellen konnte, aber für Duchamp war das Readymade geboren. Seine Kunst wandelte sich von der klassischen Malerei zur Instrumentalisierung des Auswahlprozesses. Welche Farbe, welcher Pinsel, welche Leinwand zu Rad auf Hocker und anderen.  

Es ging ihm weniger um die direkte Künstlerische Expression, sondern eine neue Interpretation von Kunst. Der Künstler wurde zum Nutzer anderer „fertiger“ Produkte und machte die Signatur zu einem wichtigen Teil des Bildes, dessen Repräsentation in Real egal war. Deshalb gestaltete er unter vielen Pseudonymen und durchbrach sämtliche Konventionen. Ohne Marcel Duchamp würde es Künstler wie Bois, Keith Haring, Christo und andere nicht geben.  

Duchamp war und ist das beste Argument für alle, die ewig abgelehnt werden. In einer Zeit, als Gustav Klimt wegen eines Aktes als Verführung Minderjähriger im Knast landete und postulierte: Kunst kann nicht modern sein. In einer Zeit als Wassily Kandinsky synästhetisch alle realistischen Repräsentationen ablegte und Rot und Gelb zum Singen brachte wurde ein Urinal zum Vorreiter einer „Fettecke“ und zum prägenden Ursprung wirklich freier Kunst.  

Danke Marcel.  

Bis morgen,  


adolf.muenstermann@gmail.com