Auf Münsters Straßen sind immer mehr Elektroautos unterwegs. Fahrzeuge, die mit Wasserstoff betrieben werden, sind hingegen nach wie vor eine Seltenheit. Unternehmer Dieter Kerkhoff möchte das ändern – er hat jüngst eine Initiative für Wasserstoff ins Leben gerufen.
Wasserstoff entsteht durch die Spaltung von Wasser. Stammt der dafür notwendige Strom aus erneuerbaren Energien, handelt es sich um grünen Wasserstoff, einen effizienten und klimaneutralen Energieträger. In einer Brennstoffzelle reagiert er unter kontrollierten Bedingungen mit Sauerstoff. Dabei entsteht Strom - und das Auto fährt. Mit bundesweit 86 Wasserstoff-Tankstellen ist Deutschland in Europa Spitzenreiter. In Münster ist bislang eine Westfalen-Tankstelle in Betrieb, die auch Wasserstoff anbietet. Zu wenig, wie der Unternehmer Dieter Kerkhoff findet.
Nachdem er sich
jahrzehntelang mit Schuhen beschäftigt hat (er ist einer der Erfinder der nicht mehr wegzudenkenden Sneaker) legt Kerkhoff seinen Fokus nun auf
die von ihm ins Leben gerufene Initiative für Wasserstoff. Die Batteriezelle
allein hält er für nicht zukunftsträchtig. Vorteilhaft sei im Vergleich
zu batteriebetriebenen Fahrzeugen die nachhaltige Herstellung von Wasserstoff. Außerdem
falle die Ladezeit weg. Während die deutsche Politik Elektroautos stark subventioniere,
werde Wasserstoff zu wenig gefördert, kritisiert Kerkhoff. Aktuell kosten Autos mit Brennstoffzelle noch um die 70.000 bis 80.000 Euro.
Der Geschäftsmann hat seinen Sitz in Amelsbüren in einem modernen Bürogebäude. Hinter seinem Schreibtisch hängt eine Leinwand mit der Skyline von Shanghai. Auf einer Ostasienreise im letzten Herbst, erzählt er, habe er sich über den fehlenden Motorenlärm auf den Straßen gewundert: „China ist viel weiter als wir.“ Diese Erfahrung habe in ihm die Idee für die Initiative geweckt. Hier in dseinem Schulungszentrum Münster (SMC) in Amelsbüren bringt Kerkhoff nun die Experten für Wasserstoff an einen Tisch.
Expertenrunden für Wasserstoff in Münster
Die erste Expertenrunde fand bereits am 20. August dieses Jahr statt. Sie dient auch zukünftig als Ideen- und Kontaktschmiede, um Projekte zu realisieren. Am 19. November ist das nächste Treffen angedacht. Eingeladen sind Dr. Degen vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie, Frau Döhl von dem Tankstellen-Hersteller Karl Steiger GmbH, Herr Gering von der Handelskammer sowie Oberbürgermeister Markus Lewe. Außerdem wird Herr Beike Experte des Schweizer Unternehmens Exoy anwesend sein und eine Anlage vorstellen, die Wasserstoff aus Abfällen gewinnt. Die Produktion sei dabei CO2-neutral und könne Münster als Vorbild dienen. Als idealen Standort für eine solche Anlage sieht der Unternehmer den Hansapark.
Neben den Experten können Interessierte an den Sitzungen teilnehmen. Kerkhoff und seine Mitarbeiterin Susanne Friedrichs freuen sich auf Anmeldungen. Das Publikum wächst. Die Zahl der Experten soll sich allerdings zunächst auf fünf begrenzen. Die Stadtwerke Münster, welche bereits drei Wasserstoff-Fahrzeuge einsetzen, sind für die darauffolgende Sitzung bereits eingeladen.
Kerkhoff sieht das Projekt Wasserstoff als ein Puzzle an und seine Aufgabe darin, die einzelnen Teile – die Wissenschaftler, Ingenieure und nicht zuletzt die Politiker – zusammenzufügen. Dafür, so seine Devise, sei Fachwissen über die Eigenschaften und Produktion von Wasserstoff keine Voraussetzung: „Man muss nie Experte sein, sondern ein Ziel haben.“ Wichtig sei ihm, betont er, dass Münster als Stadt in eine nachhaltige Zukunft voranschreite und die Bürger dabei mitnehme.
Fotos: Jana Schmincke