Es ist ein historischer Schritt: Vertreter Israels und des Libanon sind am Mittwoch erstmals zusammengekommen, um unter US-Vermittlung in direkten Gesprächen über ihre umstrittene Seegrenze zu verhandeln. Wie aus UN-Kreisen verlautete, begannen die Verhandlungen am Morgen auf dem Stützpunkt der UN-Mission Unifil in der libanesischen Grenzstadt Nakura.
Eröffnet werden sollten die heiklen Gespräche, in denen es ausschließlich um den maritimen Grenzverlauf gehen soll, von dem US-Gesandten David Schenker. Als Vermittler zwischen beiden Seiten fungiert anschließend der US-Botschafter für Algerien, John Desrocher.
Israel wird bei den Gesprächen durch eine sechsköpfige Delegation vertreten, der Vertreter des Energieministeriums, der Armee sowie der außenpolitische Berater von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu angehören. Die libanesische Seite repräsentiert ein vierköpfiges Team aus drei Armeevertretern und einem Vertreter der Öl-Behörde. Der von einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise getroffene Libanon will in den Gesprächen eine Genehmigung für Öl- und Gasexplorationen in Seegebieten erreichen, die auch von Israel beansprucht werden.
Israel und der Libanon unterhalten keine diplomatischen Beziehungen, formal befinden sich die beiden Nachbarstaaten noch im Kriegszustand. Vor Beginn der Gespräche betonte die libanesische Regierung, bei den Gesprächen in Nakura handele es sich um rein technische Verhandlungen, die keine politische Normalisierung der Beziehungen zu Israel bedeuteten.
In den vergangenen Wochen hatten die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain in einem historischen Schritt die Normalisierung ihrer Beziehungen zu Israel beschlossen. In der arabischen Welt pflegt Israel ansonsten nur offizielle Beziehungen zu Jordanien und Ägypten.
2006 hatte Israel Krieg gegen die libanesische Hisbollah-Miliz geführt. Der damalige libanesische Ministerpräsident Fuad Siniora hatte damals gesagt, der Libanon werde "das letzte arabische Land sein, das mit Israel Frieden schließt". Die in den 80er Jahren von den iranischen Revolutionsgarden aufgebaute Hisbollah ist heute die stärkste politische und militärische Kraft im Libanon.
isd/ju
© Agence France-Presse