"Niemand ist sicher vor COVID-19, bevor nicht alle davor sicher sind", sagte Steinmeier in einer Videobotschaft für den World Health Summit, der am Sonntag in Berlin begann. Die Konferenz für globale Gesundheit findet wegen der Pandemie in diesem Jahr digital statt.
Das Virus kenne keine Grenzen, in seinem Angesicht seien wir zweifellos eine Weltgemeinschaft, sagte Steinmeier. "Aber die entscheidende Frage ist doch: Sind wir auch in der Lage, als eine solche zu handeln?" Er forderte die USA und China auf, die globale Impfstoffplattform Covax zu unterstützen. Diese Initiative unter Führung der Impfallianz Gavi, der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Forschungsallianz Cepi will zwei Milliarden Dosen Impfstoffe einkaufen und global verteilen.
Aus Gesprächen mit Experten ziehe er die "begründete Zuversicht, dass wir in absehbarer Zeit greifbare Fortschritte" wie neue Testverfahren, Medikamente und Impfstoffe sehen würden, sagte Steinmeier. Doch selbst wenn das Virus in einem Land besiegt sei, bleibe dieses "ein Gefangener seiner Grenzen", solange es nicht überall besiegt sei.
Steinmeier plädierte darum für einen Verteilungsschlüssel, wer wann geimpft werde. Vor allem in den ersten Monaten nach Zulassung eines Impfstoffs würden noch nicht ausreichend Dosen zur Verfügung stehen, um Milliarden Menschen zu schützen. Es sei zwar verständlich, dass Regierungen zuerst ihre eigene Bevölkerung versorgen wollten, so Steinmeier. Dies werde aber zur Folge haben, dass in reicheren Ländern viel mehr Menschen geimpft werden könnten als in ärmeren.
Er fragte, ob die Politik überzeugend erklären könne, "dass es für uns alle von Vorteil ist, wenn zunächst weniger Menschen in allen Ländern geimpft werden, als in wenigen Ländern alle Menschen?" Das könne nur gelingen, wenn man sich auf Regeln verpflichte, um aus dem Impfstoff möglichst ein "Global Public Good" zu machen. In dem Zusammenhang appellierte Steinmeier auch an die Bundesregierung, dem weltweit fairen Zugang zu Impfstoffen mehr Aufmerksamkeit zu widmen.
Der World Health Summit dauert drei Tage. Unter anderem werden EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) und der Chef der Virologie an der Berliner Charité, Christian Drosten, sprechen.
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