Drei Antworten von Dr. Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB), zur „Zukunft der Kleinstädte“
Münster/Arnsberg. Wie können kleine Städte die Themen Mobilität, Bildung, Migration, Klima, Gesundheit, Energie und Sicherheit stemmen? Wie kann der ländliche Raum Nische statt Niemandsland werden? Das sind für kleine Kommunen große Herausforderungen. Um sie geht es bei der „Zukunftsmesse Kleinstädte“, zu der die drei westfälischen Regierungspräsidenten Hans-Josef Vogel (Bezirksregierung Arnsberg), Marianne Thomann-Stahl (Bezirksregierung Detmold) und Dorothee Feller (Bezirksregierung Münster) Vertreter von Städten bis zu 20.000 Einwohnern am 17. September 2019 nach Arnsberg eingeladen haben. Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB), wird auf der Zukunftsmesse einen Impulsvortrag zum Thema „Die Zukunft der Kleinstädte“ halten. Drei Antworten auf drei Fragen zum Thema von Gerd Landberg lesen Sie vorab schon hier:
Frage: Was macht für Sie den Charme kleiner Städte aus?
Dr. Gerd Landsberg: Ihre hohe Lebensqualität für die Einwohnerinnen und Einwohner. Insgesamt ist das Leben in kleineren Städten oft persönlicher. Das fördert soziale Bindungen. Kleinere Städte haben den weiteren Vorteil, dass sie Einkaufs- und Wohnstadt zugleich sein können. Denn Wohnraum ist hier häufig auch in den Zentren vorhanden, so dass gleichzeitig viele Ziele fußläufig oder mit dem Fahrrad erreichbar sind. Auch bietet dieser Mix aus Wohn- und Geschäftsstadt die Chance für ein breites Kulturangebot, da Geschäftsleute und Einwohner Projekte und Veranstaltungen gemeinsam auf den Weg bringen können.
Frage: Was sind ihre größten Chancen?
Dr. Gerd Landsberg: Kleinere Städte besitzen eine größere Flexibilität, um sich auf neue Entwicklungen einzustellen. Dies zeigt sich etwa im Bereich Daseinsvorsorge und demografischer Wandel, aber auch bei der digitalen Transformation. So können Zukunftstrends bei der medizinischen Versorgung, bei der Pflege oder auch beim Wohnen schnell erkannt und umgesetzt werden. Ein Beispiel ist das Zusammenwohnen von Jung und Alt in Mehrgenerationenhäusern. Hier sind es gerade Kleinstädte, die vorangehen, weil sie aufgrund ihrer übersichtlichen Strukturen in der Lage sind, solche Projekte umzusetzen, die Nachbarschaftshilfe, Selbsthilfe und eine soziale Begegnungstäte in sich vereinigen.
Frage: Was ist der wichtigste Strukturvorteil, den kleine Städte gegenüber großen Städten haben?
Dr. Gerd Landsberg: Kleinere Städte haben großes Potenzial, sich besser und schneller auf neue Entwicklungen einzustellen als andere Kommunen. Häufig ist ein Konsens über neue Projekte in der Bürgergesellschaft aufgrund der guten Vernetzung der Menschen leichter zu finden. Die zur Planung erforderlichen Kapazitäten und Flächen für eine Weiterentwicklung des Stadtgebiets sind vielerorts noch verfügbar. Auch zeigt sich, dass die Umsetzung von Vorhaben –anders als bei Großprojekten in deutschen Großstädten – schneller erfolgen kann. So kann in das investiert werden, was Zukunft schafft, wie beispielsweise Projekte im Bereich des Klimaschutzes, der Energie-, Verkehrs- und Wärmewende. Am Ende stehen Wachstum, Wohlstand und Lebensqualität für die Einwohner.
Bildzeile: Dr. Gerd Landsberg
Foto: Deutscher Städte- und Gemeindebund