Führende Infektiologen haben die am Mittwoch von Bund und Ländern vereinbarte Verschärfung der Corona-Auflagen begrüßt. "Die gestrigen Beschlüsse waren richtig und fällig, ich fand sie gar ein bisschen überfällig", sagte der Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie an der Charité, Norbert Suttorp, am Donnerstag vor Journalisten in Berlin. Der Chefarzt der Infektiologie der München Klinik Schwabing, Clemens Wendtner, nannte den beschlossenen Teillockdown "sehr sinnvoll, auch verhältnismäßig".
Der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Uwe Janssens, bekräftigte allerdings seine Forderung an die Politik nach einer "regulatorische Maßnahme" zur schrittweisen Umstellung in den Kliniken auf ein Corona-Notfallsystem. Aktuell sei den Krankenhäusern weiterhin kein finanzieller Ausgleich dafür zugesagt, verschiebbare Operationen abzusagen und so Bettenkapazitäten für Corona-Fälle frei zu halten, kritisierte Janssens.
Anlass zur Sorge gebe zudem der Umstand, dass auch bei den Mitarbeitern im Gesundheitswesen die Zahl der Corona-Infektionen steige - und dies angesichts des seit Jahren bekannten "erheblichen Mangels an Fachpersonal". Vor diesem Hintergrund sei es notwendig, die Pflegepersonaluntergrenzen auszusetzen.
Bund und Länder hatten am Mittwoch einen weitgehenden Lockdown beschlossen. Er soll am Montag beginnen und bis Ende November dauern. In der Öffentlichkeit dürfen sich dann nur noch Menschen aus zwei Haushalten gemeinsam aufhalten, maximal aber zehn Menschen. Restaurants und Bars müssen schließen, ebenso Einrichtungen aus Sport, Kultur und Freizeit.
Schulen und Kitas bleiben offen, auch die sonstigen Unternehmen können weiter arbeiten. Nach zwei Wochen sollen die Maßnahmen überprüft und nötigenfalls angepasst werden.
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