Münster - (lwl) -
Die buchstäblich zentrale Arbeit der "Öffentlichen Sammlung" der
Skulptur Projekte innerhalb des Stadtraums von Münster wird abgebaut: Ab
Montag (2.11.) beginnt die Westfälische Wilhelms-Universität Münster
(WWU) mit dem Rückbau des Kunstwerks "Square Depression'" von Bruce
Nauman. Es befindet sich seit 2009 im Besitz des Kunstmuseums des
Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL).
Wie berichtet muss die Skulptur am Institut für Theoretische Physik in der Wilhelm-Klemm-Straße weichen, da die Universität dort Gebäude für den Fachbereich Physik errichtet. Das Kunstwerk soll jedoch in unmittelbarer Nähe neu entstehen. "Wir bedauern sehr, dass wir vorerst Abschied nehmen müssen von dieser großartigen Arbeit. Damit verliert das LWL-Museum für Kunst und Kultur auf vorerst unbestimmte Zeit eine seiner wichtigsten Arbeiten", so der Direktor des LWL-Museums für Kunst und Kultur, Dr. Hermann Arnhold. "Ich bin durch Gespräche mit dem Rektor der Universität sehr zuversichtlich, dass dieses wunderbare Kunstwerk in den nächsten Jahren an zentraler Stelle neu entstehen wird."
Mit "Square Depression" fordert der amerikanische Künstler Bruce Nauman
die Betrachter in ihrer Wahrnehmung heraus. Das Kunstwerk bietet eine
Bühne für die Erfahrung des Selbst und bringt die Besucherinnen dazu,
sich zur Umwelt zu verhalten. Wie kein anderes Werk in Münster verbindet
sich "Square Depression" mit seinem Standort. Die "negative Bühne"
wirft die Betrachter auf sich selbst zurück, sie selbst werden zum
Exponat. Die Senkung zwingt dazu, körperlich zu agieren und sich zu
positionieren.
"Square Depression" entstand für die "skulptur projekte 07", hat aber
eine Geschichte, die bis zu den Anfängen der alle zehn Jahre
stattfindenden Ausstellung reicht. Für die erste "Skulptur Ausstellung
in Münster 1977" entwarf Bruce Nauman eine Skulptur aus gegossenem
Beton. Auf 25 mal 25 Meter und 2,3 Meter Tiefe sollte die negative weiße
Pyramide im Naturwissenschaftlichen Zentrum der Universität Münster an
der Wilhelm-Klemm-Straße verortet werden. Damalige Bedenken des
Staatshochbauamtes wichen 30 Jahre später dem überzeugenden Engagement
von Christine Litz, die zusammen mit dem kuratorischen Team unter
künstlerischer Leitung von Kasper König den Künstler für die
Realisierung der Arbeit am ursprünglich geplanten Ort gewann. Die
Standortbedingungen waren identisch geblieben, die Pläne bis auf den
mittigen Wasserabfluss ebenfalls - und Bruce Nauman sagte drei
Jahrzehnte später ein zweites Mal zu.
Die Skulptur Projekte sind seit jeher eine temporäre Angelegenheit, doch
mittlerweile ist es Tradition, dass Werke angekauft werden und damit in
Münster bleiben können. So ist die "Öffentliche Sammlung" mit mehr als
40 Arbeiten entstanden. Schon 2007 war klar, dass die Arbeit von Bruce
Nauman unbedingt erhalten werden soll, und deshalb erwarb das LWL-Museum
die Arbeit schließlich 2009 mit Unterstützung der Sparkasse Münsterland
Ost und des Landes NRW. Wie jedoch alle Werke der "Öffentlichen
Sammlung" im Stadtgebiet ist auch diese imposante Arbeit quasi im Besitz
der Öffentlichkeit, da die Werke im öffentlichen Raum stehen und für
alle zugänglich sind.
Der Zeitpunkt der Wiedererrichtung hängt nun vom Fortgang der
Neubau-Arbeiten ab. Bruce Nauman ist über die ersten Pläne informiert
und hat zugestimmt, sein Kunstwerk neu zu verorten. Nun folgen Planungen
für das Areal, und 2021 wird ein großer Wettbewerb erste Ideen
hervorbringen. "Square Depression" wird darin nicht nur mitgedacht,
sondern auch als Bauaufgabe verankert. Die WWU und das LWL-Museum für
Kunst und Kultur haben eine vertragliche Basis dafür gelegt, dass das
Werk neu installiert werden kann, sofern der Künstler mit den dann
konkreten Plänen einverstanden ist.
In der Zwischenzeit soll ein 3D-Projekt die Senkung zeigen: "Wir sind im Gespräch mit dem iCinema Centre for Interactive Cinema Research an der University of New South Wales und der WWU Münster, um ein gemeinsames Projekt zu entwickeln", erklärt die Kuratorin für Gegenwartskunst am LWL-Museum für Kunst und Kultur, Dr. Marianne Wagner. "Dies ist niemals ein Ersatz, sondern vielmehr ein virtueller Ort, ein digitales Archiv."
Titelbild: Das Kunstwerk "Square Depression" von Bruce Nauman muss abgebaut
werden und entsteht an zentraler Stelle neu. Direktor Dr. Hermann
Arnhold und Kuratorin Dr. Marianne Wagner nahmen Abschied.
Foto: LWL/Hanna Neander