Nach dem von einem Anhänger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) verübten Anschlag in Wien steht Österreich unter Schock. Bundeskanzler Sebastian Kurz sprach am Dienstag von einem Angriff, "der in Wahrheit uns allen gegolten hat", und sagte dem Islamismus den Kampf an. Bei der Fahndung nach möglichen Komplizen und Hintermännern gab es zahlreiche Durchsuchungen, 14 Menschen wurden festgenommen. Derweil wurde in Deutschland vor weiteren Angriffen dieser Art gewarnt.
Der Attentäter hatte am Montagabend in einem Ausgehviertel in Wien auf Barbesucher und Restaurantangestellte geschossen und vier Menschen tödlich und 22 weitere verletzt, bevor er von Polizisten erschossen wurde. Nachdem in den ersten Stunden nach dem Anschlag zunächst Unklarheit über die Zahl der Angreifer geherrscht hatte, sagte Innenminister Karl Nehammer am Dienstag, nach den bisher vorliegenden Videoaufnahmen von der Tat gebe es keinen Hinweis auf einen zweiten Täter. In Wien und Niederösterreich seien 18 Hausdurchsuchungen im Umfeld des Täters vorgenommen und 14 Menschen vorläufig festgenommen worden.
Bei dem erschossenen Täter handelt es sich nach Nehammers Worten um einen IS-Anhänger. Laut Innenministerium war er einschlägig vorbestraft: Wegen des Versuchs, zum Dschihad nach Syrien zu reisen, war er im April vergangenen Jahres zu 22 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Anfang Dezember wurde der 20-Jährige mit nordmazedonischem und österreichischem Pass nach wenigen Monaten vorzeitig aus der Haft entlassen.
Kurz sagte am Dienstag, der Angriff sei "eindeutig ein islamistischer Anschlag" gewesen. "Es ist ein Kampf zwischen Zivilisation und Barbarei, und diesen Kampf werden wir mit aller Entschlossenheit führen", sagte Kurz bei einer Ansprache in Wien. Der oder die Täter hätten aus "Hass auf unsere Grundwerte, aus Hass auf unser Lebensmodell, aus Hass auf unsere Demokratie" gehandelt.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte, "der Kampf gegen den islamistischen Terror ist unser gemeinsamer Kampf". "Wir dürfen nicht dem Hass weichen, der unsere Gesellschaften spalten soll", erklärte das Auswärtige Amt. An der deutsch-österreichischen Grenze galt bei den Kontrollen nach Angaben der Bundespolizei "erhöhte Wachsamkeit".
Der Vorsitzende der deutschen Innenministerkonferenz, Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD), äußerte sich besorgt, dass derzeit erst der Anfang einer neuen Welle registriert werde. Die jüngsten Anschläge in Frankreich, Deutschland und Österreich machten "auf schreckliche Art und Weise deutlich, dass die Aktivitäten der Islamisten wieder zunehmen", sagte der SPD-Politiker den Zeitungen des Redaktionsnetzwerkes Deutschland. Am 4. Oktober hatte ein islamistischer Angreifer in Dresden zwei Touristen niedergestochen, einer von ihnen erlag seinen Verletzungen.
Frankreich war in den vergangenen Wochen von drei islamistisch motivierten Anschlägen erschüttert worden. Staatschef Emmanuel Macron rief zu einer gemeinsamen europäischen Antwort auf islamistische Angriffe auf die gemeinsamen Werte auf. Die EU verurteilte den "feigen" Angriff von Wien.
Ratspräsident Charles Michel erklärte, die Tat habe sich gegen "das Leben und unsere menschlichen Werte" gerichtet. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen twitterte, Europa stehe "in voller Solidarität an Österreichs Seite". In Österreich begann am Dienstag eine dreitägige Staatstrauer.
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