Warendorf
- (fn-press) - 2,3 Millionen bezeichnen sich als
Reiter*. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des renommierten
Marktforschungsunternehmens Ipsos, das im vergangenen Jahr den
Pferdesport im Auftrag der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) unter
die Lupe genommen hat. Es ist bereits die zweite Marktanalyse dieser
Art. Die letzte fand 2001 statt. „Rechnet man die unter 14-Jährigen
hinzu, kommt man auf schätzungsweise 2,9 Millionen Reiter in
Deutschland“, sagt FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach.
„Angesichts
einer sich ständig ändernden Welt und sich verändernder
gesellschaftlicher Werte ist es immens wichtig, Trends rechtzeitig zu
erkennen, um besser planen zu können“, begründet FN-Generalsekretär
Soenke Lauterbach die erneute große Marktforschung mit Hilfe von Ipsos.
Die
aktuelle Studie unterscheidet bei den Pferdeinteressierten zwischen
rein passiv Interessierten (2,96 Mio.), Ehemaligen mit und ohne
Wiedereinstiegswahrscheinlichkeit (5,78 Mio.), potenziellen (0,21 Mio.),
gelegentlichen (1,48 Mio.) und aktiven Pferdesportlern. Die Aktiven
werden nochmals in organisierte Reiter (0,35 Mio.) und nicht im Verein
organisierte Reiter (0,49 Mio.) unterteilt, wobei sich die Befragten
selbst den Gruppen zugeordnet haben.
„Die Zahlen zeigen, dass
sich der Pferdesport in Deutschland nach wie vor einer großen
Beliebtheit erfreut und eine große Zahl an Menschen Pferdesport in all
seinen Facetten betreiben. Allerdings ist auch nicht zu übersehen, dass
es verschiedentlich Rückgange gibt. Teilweise haben wir dafür eine
Erklärung, beispielsweise die zunehmende Verstädterung, die
Individualisierung und ein deutlich verändertes Freizeitverhalten,
manches muss noch genauer analysiert werden“, so Lauterbach.
Typisch Reiter
Laut
aktueller Studie ist der typische aktive Reiter eine Reiterin, 38 Jahre
alt, gut ausgebildet, voll berufstätig und verfügt über ein
überdurchschnittliches Haushaltsnettoeinkommen. Sie lebt überwiegend in
Orten unter 100.000 Einwohnern und selten in Großstädten. „Dies sind im
Wesentlichen keine neuen Erkenntnisse. Auffällig ist nur die
Altersstruktur. Zwar sind die Aktiven im Vergleich zur Gesamtbevölkerung
im Durchschnitt jünger, dennoch macht sich im Sport ein
Alterungsprozess bemerkbar. Der demografische Wandel macht auch vor uns
nicht Halt. Der Nachwuchs fehlt oder kommt erst gar nicht an“, sagt
Lauterbach. Machte 2001 die Gruppe der 14- bis 19-Jährigen noch 36
Prozent der aktiven organisierten Reiter aus, sind es heute nur noch 26
Prozent. Dafür ist Anteil der über 40-Jährigen von 24 Prozent auf 37
Prozent gestiegen. Bei den aktiven nicht-organisierten Reitern sieht es
ähnlich aus, die gelegentlichen Reiter sind im Durchschnitt sogar noch
etwas älter.
Rund 1,25 Millionen Reitpferde in Deutschland
Hochgerechnet
auf die Gesamtbevölkerung im Alter ab 14 Jahren ergibt sich aus der
Studie eine Anzahl von knapp 600.000 Haushalten, die über mindestens ein
Pferd verfügen, und von zirka 920.000 Haushalten mit mindestens einer
Reitbeteiligung. Die Anzahl der Pferde im Privatbesitz beträgt zirka
1,25 Millionen, von denen der größte Teil in Pensionsbetrieben/
Reitanlagen untergebracht ist. Zirka ein Drittel der Pferde wird zu
Hause oder bei Verwandten/Bekannten gehalten.
Verbundenheit mit Pferd und Natur als Hauptgrund
Als
Hauptgrund für die Beschäftigung mit dem Pferd nennen die meisten
Reiter die enge Beziehung zum Pferd und die Naturverbundenheit. Und auch
die potenziellen Reiter lockt an erster Stelle der Kontakt zum Pferd.
„Emotionalität spielt für die meisten eine größere Rolle als Leistung
und Wettkampf“, stellt Lauterbach fest. 76 Prozent der aktiven
organisierten Reiter geben an, eher freizeitsportlich unterwegs zu sein,
nur 24 Prozent sind turniersportlich orientiert. 2001 waren es noch 32
Prozent. „Der Turniersport hat nach wie vor ein großes Potenzial, ist
aber kein Selbstläufer mehr“, so Lauterbach.
Unabhängig davon
stehen für 66 Prozent der aktiven organisierten Reiter die klassischen
Disziplinen Dressur, Springen und Vielseitigkeit an erster Stelle,
gefolgt von Ausreiten (48 %), bei den aktiven nicht-organisierten und
gelegentlichen Reitern ist es umgekehrt. Ebenfalls hoch im Kurs: Die
Beschäftigung mit dem Pferd ohne zu reiten. Bei allen drei Gruppen steht
dies an dritter Stelle, bei den aktiven Nicht-Organisierten sind es 45
Prozent, bei den aktiven organisierten Reitern 28 Prozent, die sich auf
diese Weise mit dem Pferd befassen. „Diesen Trend beobachten wir schon
länger, dass es immer mehr Menschen gibt, die gar nicht reiten, sondern
lieber mit dem Pferd spazieren gehen oder Bodenarbeit machen“, sagt
Soenke Lauterbach. „Darauf müssen wir unsere Angebote noch mehr
ausrichten.“
Zufriedenheit mit dem Verein
Prinzipiell
stehen die Vereine bei den Mitgliedern gut da. Rund 70 Prozent der
aktiven organisierten Reiter sind mit ihrem Verein zufrieden,
Verbesserungswünsche gibt es nur wenige, allenfalls in Einzelfällen.
Männer (75 %) sind dabei zufriedener als Frauen (67 %), die Jüngeren,
14- bis 19-Jährigen, mehr als die Älteren, und Reiter mit
freizeitsportlicher Orientierung (73 %) mehr als Turnierreiter (55 %).
Als erstrangige Aufgabe des Vereins wird die Nachwuchsförderung gesehen,
darüber hinaus spielt das gesellige Miteinander eine besondere Rolle
für die Zufriedenheit. Rund ein Viertel der aktiven organisierten Reiter
gibt an, sich ehrenamtlich im Verein zu engagieren.
Bekanntheit FN
Zirka
82 Prozent der aktiven Reiter ist die Deutsche Reiterliche Vereinigung
ein Begriff. Was sie genau tut, ist allerdings deutlich weniger Reitern
bekannt. Die meisten wissen, dass die FN Pferdepässe ausstellt, den
Turniersport regelt und entsprechende Unterlagen herausgibt sowie
Seminare veranstaltet. Die übrigen Aufgabenbereiche sind weniger
bekannt. Je intensiver der Kontakt, desto positiver fällt die
Beurteilung der Reiter aus. Als Auslöser für Zufriedenheit mit der FN
hat die Studie eine gute Informationspolitik und die Vertretung der
jeweiligen Interessen ermittelt. „Darin liegt für uns die besondere
Herausforderung, einen Ausgleich zwischen den unterschiedlichen
Interessen unserer Mitglieder herzustellen und dies auch entsprechend zu
kommunizieren“, sagt Soenke Lauterbach.
Zur IPSOS-Studie 2019
Die
Marktforschung erfolgte mit Hilfe verschiedener Methoden –
Onlinebefragung und persönliche Interviews. Dabei wurden Größe und
Struktur der verschiedenen Pferdesportlergruppen innerhalb Deutschlands
ermittelt, aber auch die besonderen Merkmale von Pferdesportlern sowie
die Häufigkeit, mit der Pferdesport betrieben wird. Ferner ging es um
die Zahl der Pferde in Deutschland und deren Haltung und Ausbildung
sowie das Verhältnis der Pferdesportler zu Vereinen und Verbänden,
insbesondere zur Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) selbst.
Alle Ergebnisse sind nachzulesen unter www.pferd-aktuell.de/deutsche-reiterliche-vereinigung/zahlen--fakten
*Der
Begriff Reiter umfasst immer auch Fahrer, Voltigierer und alle
Personen, die sich in irgendeiner Weise aktiv mit dem Pferd
beschäftigen, z.B. in Form von Bodenarbeit.