Münster/Óbidos - (pbm/gun) - Die Zahl der Corona-Infizierten steigt wieder. Bischof Bernardo Johannes Bahlmann blickt im Gespräch mit großer Sorge auf die Lage in der Urwalddiözese Óbidos am Amazonas. „Die Menschen halten sich nicht an die in der Corona-Pandemie notwendigen Regeln.“ Bahlmann, der gebürtig aus Visbek im niedersächsischen Teil des Bistums Münster stammt und seit fast 40 Jahren in Brasilien lebt, kritisiert in diesem Zusammenhang die staatlichen Behörden. Weil Mitte November Kommunalwahlen stattfinden, würde das Einhalten der Maßnahmen nicht streng genug kontrolliert.
„Keine Partei möchte Wähler verlieren“, benennt Bahlmann den Grund, warum die Politiker zurzeit keine unpopulären Entscheidungen treffen: „Nach den Wahlen wird dies anders sein“, ist der Bischof überzeugt. Vielleicht sei es dann aber zu spät. Die Angst vor einer erneuten raschen Ausbreitung des Virus ist bei Bahlmann groß.
Dankbar und froh ist Bahlmann hingegen, dass seit der vergangenen Woche ein zweites Krankenhausschiff auf dem Amazonas im Einsatz ist. Es ist dem verstorbenen Papst Johannes Paul II. gewidmet, nachdem das erste Schiff auf den Namen „Papa Francisco“ getauft worden war. „Mit dem ehemaligen Hängemattenboot haben wir nun mehr Platz und weitere Behandlungszimmer für die Patienten“, erklärt der Bischof von Óbidos. Zudem könnte nun auch das Personal auf dem Schiff untergebracht werden. Bislang gab es auf dem Hospitalschiff „Papa Francisco“ auch nicht genügend Kapazitäten, um eine Rezeption an Bord einzurichten: „Diese mussten wir immer mit einigen Stühlen am Ufer aufbauen.“ Das Provisorium sei mit dem zusätzlichen Schiff vorbei. Seit vergangenem Donnerstag sind die beiden Schiffe gemeinsam unterwegs.
Die medizinische Versorgung der indigenen Völker in den abgelegenen Gebieten soll noch weiter verbessert werden. In der zurückliegenden Woche wurde in Manaus bereits der Bau eines dritten Krankenhausschiffes mit dem Namen João XXIII. (Papst Paul XXIII.) beschlossen. „Es geht voran“, freut sich Bischof Bahlmann über gute Nachrichten in schwierigen Zeiten.
Porträt: Dietmar Kattinger