Not und Elend trotz Waffenstillstand: Obwohl sich Aserbaidschan und Armenien im Kampf um die Enklave Bergkarabach auf ein Friedensabkommen geeinigt haben, warnen die SOS-Kinderdörfer vor einer humanitären Katastrophe in Armenien.
Spartak Sargsyan, Leiter der Hilfsorganisation in Armenien, sagt: "100.000 Menschen aus Bergkarabach, vor allem Kinder und Frauen, sind auf der Flucht, weil ihr Zuhause zerstört wurde. Sie stehen vor dem Nichts!" Es sei zu erwarten, dass sich die Zahl der Geflüchteten um weitere 50.000 Menschen erhöhen werde.
Die Menschen könnten nicht zurück. Ein Großteil der Vertriebenen habe aktuell Zuflucht in temporären Unterkünften gefunden, aber es mangle ihnen an allem: Lebensmitteln, Kleidung, Heizmöglichkeiten.
Zahlreiche Kinder seien durch Krieg und Vertreibung traumatisiert. 40.000 Jungen und Mädchen in der umkämpften Region hätten außerdem ihre Bildung unterbrechen müssen. "Auch jetzt haben nur die Allerwenigsten die Möglichkeit, am Online-Unterricht teilzunehmen!", sagt Spartak Sargsyan.
Durch die Fluchtbewegungen steige zudem die Gefahr, dass sich das Corona-Virus massiv ausbreite. Aktuell käme es in dem kleinen Land mit seinen drei Millionen Einwohnern zu über 2000 Neuinfektionen täglich. "Die Menschen haben keine Chance, sich zu schützen, es fehlt allerorts an Hygieneartikeln", sagt Spartak Sargsyan. Die Vertriebenen bräuchten dringend Unterstützung.
Die SOS-Kinderdörfer haben 35 unbegleitete Kinder sowie 22 Kinder in Begleitung ihrer Mütter aufgenommen, die ihr Zuhause durch den Krieg verloren haben. Die SOS-Familienstärkung in Armeniens Hauptstadt Jerewan hilft weiteren 200 Familien.
Quelle: SOS-Kinderdörfer weltweit
Foto: obs/SOS-Kinderdörfer weltweit/SOS-Archiv 2020