Ein neues Qualifizierungskonzept verhilft an- und ungelernten Menschen im Regierungsbezirk Münster in überschaubaren Schritten zum Berufsabschluss und damit zu einer guten Chance auf dauerhafte Arbeitsplätze.
Wer bewusst einen Fuß vor den anderen setzt, erreicht am Ende sein Ziel. „Erfolg in Schritten. Berufsabschluss durch Teilqualifizierung“ heißt daher das Konzept, das die Partner im sogenannten Ausbildungskonsens für den Regierungsbezirk Münster erarbeitet haben. Es soll an- und ungelernten Arbeitskräften den Weg für einen neuen Anlauf zum beruflichen Erfolg ebnen.
In einer digitalen Konferenz beschlossen die Spitzen der fünf Agenturen für Arbeit, der acht Jobcenter, der Regionalagenturen, der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen (IHK), der Handwerkskammer Münster (HWK) sowie des regionalen Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) gestern (16.11.2020) ein gemeinsames Vorgehen, um Menschen ohne anerkannten Berufsabschluss den Weg zu einem formalen Berufsabschluss und in einen gesicherten Arbeitsplatz zu ermöglichen.
Zielgruppe von „Erfolg in Schritten“ sind Menschen über 25 Jahre, die z.B. entweder bereits länger arbeitslos sind, Beschäftigte die wegen einer fehlenden Ausbildung von Arbeitslosigkeit bedroht sind sowie geringqualifizierte Arbeitnehmende in ungekündigter Beschäftigung. Sie sollen über Teilqualifizierungsmodule in mehreren Schritten einen Beruf erlernen und bis zur erfolgreichen Abschlussprüfung vor der HWK oder IHK geführt werden.
Die Coronakrise sehen die Partner der Initiative dabei nicht als Hindernis. Gerade Phasen der Kurzarbeit könnten gut genutzt werden, um z.B. angelernte Kräfte im Betrieb über „Erfolg in Schritten“ zu qualifizieren. Denn auch nach der derzeitigen Coronakrise wird der zum Teil erhebliche Fachkräftebedarf der regionalen Wirtschaft noch immer da sein. So rechnet der Fachkräftemonitor der IHK Nord Westfalen bereits für 2023 mit einem Minus von rund 50.000 Fachkräften im IHK-Bezirk gegenüber 2019.
Die 15 Partner, die im Ausbildungskonsens für das Münsterland und die Emscher-Lippe-Region zusammenarbeiten, haben in einer bislang einmaligen Aktion ein umfassendes Konzept verabredet, mit dem sie in den nächsten Jahren Menschen „im zweiten Anlauf bis zum Berufsabschluss und in dauerhafte Arbeit“ bringen wollen. Gerade Menschen mit fehlender Berufsausbildung, haben es beim Einstieg in eine sichere Beschäftigung besonders schwer und sie sind in Arbeitsmarktkrisen besonders gefährdet.
Das besondere
an „Erfolg in Schritten“, erläutern die Konsenspartner, sind die verschiedenen
Maßnahmen, die so in einander greifen, dass sie die Teilnehmenden bis zum
Berufsabschluss und sogar bis in die anschließende Festanstellung führen.
Eignungsfeststellungsverfahren und bei Bedarf ein die Maßnahme begleitendes
Coaching unterstützen die Teilnehmenden während sie in überschaubaren Schritten
einen Beruf erlernen. Am Ende der jeweils mehrere Monate umfassenden Module aus
Theorie und Praxis bescheinigen kurze Kompetenzfeststellungen der Kammern den
Lernerfolg im jeweiligen Qualifizierungsmodul.
Die von IHK oder HWK ausgestellten Zertifikate sollen die Teilnehmenden motivieren und möglichen Arbeitgebern eine Orientierung über die Kompetenzen geben.Wer bei einem Bildungsträger alle Module eines Berufes erfolgreich durchlaufen hat, kann in einem zusätzlichen Prüfungsvorbereitungskurs weiter gestärkt und fit gemacht werden für die Abschlussprüfung bei IHK oder HWK. Dieser zusätzlich mögliche Prüfungsvorbereitungskurs gilt als besonders wichtig für das Gelingen von „Erfolg in Schritten“. Nach den Erfahrungen der IHK bestehen Menschen, die alle Teilqualifizierungsmodule eines Berufes durchlaufen haben, so gut wie immer die Berufsabschlussprüfung. Weil aber trotzdem viele vor diesem letzten Schritt zurückschrecken, wurde in „Erfolg in Schritten“ die Möglichkeit einer umfangreichen Prüfungsvorbereitung eingefügt.
Gestartet wird das Programm Anfang 2021 zunächst mit fünf Berufen, die langfristig besonders gute Chancen am Arbeitsmarkt bieten.
Hintergrund:
Ausgehend vom Ausbildungskonsens des Landes NRW beraten und verabreden im regionalen Ausbildungskonsens unter Leitung der IHK Nord Westfalen die Partner des Ausbildungsmarktes im Regierungsbezirk Münster Maßnahmen, um die regionale Ausbildungs- und Fachkräftesituation zu verbessern. Entsprechend einem regionalen Handlungsplan 2020 erarbeiteten die IHK Nord Westfalen, die HWK Münster, die Agenturen für Arbeit Ahlen/Münster, Coesfeld, Gelsenkirchen, Recklinghausen, Rheine sowie die Jobcenter der Kreise Borken, Coesfeld, Steinfurt, Recklinghausen und Warendorf, der Städte Bottrop und Münster und das Integrationscenter für Arbeit Gelsenkirchen, die DGB-Bezirke Münsterland und Emscher-Lippe-Region sowie für die beiden Regionalagenturen Münsterland und Emscher-Lippe das nun vorliegende Konzept „Erfolg in Schritte. Berufsabschluss durch Teilqualifizierung“.