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Gut-en Tag


Vielleicht haben sie sich auch schon einmal gefragt, warum das Deutsche so ist, wie es ist, also warum man beispielsweise  „scheisse“ mit Doppel „s“ und Fußball mit „ß“ schreibt, um nur ein Beispiel zu nennen.

 

Vorab, die deutsche Sprache ist eine Wortsprache. Gut, dass sie mir das sagen, da wäre ich allein nicht drauf gekommen, wird es Ihnen vielleicht jetzt entfleuchen,  aber so selbstverständlich ist das gar nicht, denn,  zum einen war das Altgermanische, also unser sprachlicher Urahn, eine Silbensprache, ähnlich wie das Spanische und zum anderen haben viele Besonderheiten in unserem Wortschatz mit die Differenzierung zu tun.

 

Warum schreibt man beispielsweise an Gaststädten „Zum goldenen Hirschen“ obwohl es doch eigentlich „zum goldenen Hirsch“ heißen müsste? Das liegt daran, dass „Hirsch“ eigentlich dem Wortstamm „Hirsche“ im Singular entstammt. Und weil wir eine Wortsprache nutzen, die im Gegensatz zur Silbensprache die Verständlichkeit erhöhen möchte, ist mit „Hirsch“ beinahe alles gesagt. Das „e“ entfiel also im Wortstamm wurde aber dennoch im Dativ (also wer oder was geht mir auf den Sack?) beibehalten. Und weil „Hirsche“ ein schwaches männliches Substantiv ist, wurden an das Ende ein „n“ hinzugefügt. Deshalb kommt es zu Hirschen und zu „Worten“, wobei „Worte“ und „Wörter“ im Laufe der Zeit auch inhaltlich eine Wandlung vollzogen haben. „Ich liebe dich“ ist ein gewichtiges Wort, wohingegen „morgen ist Dienstag“, ein blödsinniger Satz aus drei Wörtern ist.

 

Wichtig ist, dass in einer Wortsprache die Bestandteile eines Wortes aus, flapsig formulieren, meist ganzen Wörtern besteht, während eine Silbensprache aus Silben besteht. Sie fragen sich jetzt zum x.mal, was ist eine Silbe? Für Sprecher des Deutschen besteht eine „schöne“ Silbe meist aus einem Konsonanten, gefolgt von einem Vokal und dann erneut einem Konsonanten ( „dam, dam“), während sie in klassischen silbensprachen aus nur einem Konsonanten gefolgt von einem Vokal besteht („ga“ „ga“).


Und weil das so ist, wird in beiden sprachen das genutzte Wort auch anders betont und geschrieben. Im Deutschen ist es zudem wichtig zu erwähnen, dass, um die Verständlichkeit, auf die in unserer Sprache die höchste Priorität gesetzt wird, zu verbessern, wird der erste Vokal meist klar ausgesprochen, während der zweite vernuschelt wird, man nennt das fachlich auch „Schwa-Laut“.


Man sagt also „Regn“ statt „Regen“ obwohl er wie letzterer geschrieben wird. Deshalb wandelte sich unter anderem die Betonung unseres Heimatkommunikationsmittels auf den Initialakzent, es wird also die erste Silbe betont. Sie wissen also wenn ich „Am“ sage, dass es eher „Ampel heißen wird als „Amplitude“. Man merkt also zusätzlich schon an der Betonung, zumindest in der Regel, ob es sich um ein „Urwort“ unserer Sprache handelt oder einen eingedeutschten Begriff wie „Paradies“.


Die Wortsprache ist also so gebaut, dass es leicht ist, sie zu verstehen. Man merkt bereits an der Betonung der ersten Silbe, ob es sich um ein Fremdwort handelt, kann direkt viele Bedeutungen ausschließen, wenn man die erste Silbe verstanden hat und kann Konstrukte wie „Donaudampfschifffahrtsgesellschaft“ sagen, ohne sich zu verknoten oder die Information in Die Gesellschaft der Dampfschifffahrt der Donau“ grammatisch umgestalten zu müssen.

Das Beste am deutschen ist jedoch, dass es viele Informationen klar trennt (finde ich zumindest).


Das Substantiv oder Nomen beschränkt sich nämlich im Wesentlichen auf die Information des Falles, also wer verarscht hier wen/Nominativ im ersten und Akkusativ im zweiten Fall) und das Verb, also Tuwort oder Prädikat signalisiert, wann etwas passiert ist, das Tempus, „habe“ ich Sie also heute „vollgelabert“ oder werde ich sie morgen „vollabern“. Aus der Endung „rn“ erkennen Sie meist schon, ob etwas tendenziell vergangen oder aktuell bzw. zukünftig ist, während Ihnen das Substantiv verrät, ob ich sie oder sie mich zuquatschen.


„Der möch-te-gern Ko-lum-nist von stadt40, ver-ab(-)schie-det sich nun von sei-nen Le-sern, obwohl es dem wortsprachlichen Ursprung eigentlich so aussehen müsste:


Der (im Artikel (der, die, das) steckt übrigens ausschließlich das Genus/Geschlecht eines Nomens) möchte-e gern Kolumn-ist von stadt40, ver-ab[-]schied-et sich nun von sein-en Lese-rn.


Es ist also oft gar nicht so unklug, was wir so von uns geben, zumindest in der Darstellung.


P.S. Nach langen Vokalen wird übrigens ein "ß" gesetzt und nach kurzen Doppel "s" um zumindest das Problem aus der Eingangsfrage zu klären. Das liegt daran, dass weder das "lange s" noch die Silbe "Fuß" an sich, nicht getrennt werden kann. Bei "müssen", also einem kurzen Vokal vor einem "starken s", befindet sich das Silbengelenk genau auf dem "starken s". Das Wort besteht also aus "Müs -sen" aber weil das so komisch aussieht, sollte man es dennoch besser nicht trennen.

 

Bild und Verwirrung by: adolf.muenstermann@gmail.com