Die Story ist eigentlich banal, um nicht zu sagen trivial: Bei Cloverfield wird New York von Außerirdischen heimgesucht. Ich gebe zu, hätte ich das vorher gewusst, ich würde den Film jetzt nicht beschreiben können. Aber Regisseur Matt Reeves hat es sich gar nicht zum Ziel gesetzt, eine komplizierte Dramaturgie zu erzählen. Cloverfield lebt von der Art, wie sie inszeniert ist, in der subjektive einer Handycam (ja, die Idee kennt man auch vom Blair Witch Project), aber mit dem versteckten „Know how“ einer der größten Geldgeber im Filmbusiness: Paramount Pictures.
Stellen Sie sich vor, Sie sind auf einer Party, auf der ein Bekannter eines Bekannten einen beruflichen Aufstieg schafft. Sie sind jung, attraktiv und Sie haben Geld. Ihr scheinbar eigentliches Problem ist ein One-Night-Stand mit einer wunderschönen Frau, die wahnsinnig in sie verliebt ist und ihr Offensichtliches, ein gesprächiger Freund mit Kamera, als plötzlich, beim Buddy-talk auf der Feuerleiter der Strom ausfällt und Ihnen der Boden unter den Füßen plötzlich wegsackt.
HD in unfassbar geiler Handkameraoptik. Das Objektiv des Freundes wird zum Narrativ der Geschichte, die unbarmherzig mit in die Tiefe zieht.
Im Licht des Notstromaggregates retten Sie die zittrigen Glieder zurück in die Wohnung und hächeln mit diversen verstörten unbekannten Bekannten vor den Fernseher: Ein Angriff auf New York. All die Insignien monetärer Macht lösen sich in Rauch auf. Erinnerungen werden wach, aber bevor sie noch reifen können, werden Sie in einem Pulk aus Angstschweiß gebadeten Körpern ins Freie bucksiert.
Verzweiflung, Panik und blanke Angst durchfahren ihre Glieder und Tränen des Schreckens brennen im Blick, als ihnen plötzlich der Kopf der Freiheitsstatue wie eine Bombe entgegen geschleudert wird. RUN RUN RUN! Und Sie rennen, soweit die Füße tragen, in Hauseingänge und über die Brooklyn Bridge, bis die Daumendicken Stahlseile reißen und Ihren Bruder samt Boden direkt vor Ihren Augen in die Tiefe ziehen.
Brennende Fußsohlen und beißende Schmerzen vom Reißen der Muskeln durchfahren Ihren Körper. Panikschreie -BOOOOM!- martern Ihren Geist während Cartoons –BAAAAAM- im Bildschirm des gestürmten Elektrostores ihre Nerven zum Kochen bringen. Alles bebt, kein kleinstes Mauseloch bleibt ein Zuhause.
In einer U-Bahnstation schnaufen Sie durch, aber Schuldbewusstsein über das Alleinlassen der Geliebten, die verletzt im 36. Stock eines Skyscrapers auf den Tod wartet, trägt sie weiter. Durch den Schacht, auf dem Weg zur Angebeteten, flankiert von einem nervtötenden Freund mit Kamera und zwei „urban girls“, watend durch einen reißenden Fluss aus fliehenden Ratten und einem(An)Sturm fremder Bestien. Eine Ihrer Freundinnen wird Opfer, aber überlebt, bis sie im Quarantänecamp der Army hinter milchiger Folie wie eine Tomate in der Mikrowelle detoniert.
Kurz: Legen Sie eine Folie auf die Couch und stürzen Sie aus der Subjektiven mit einem Helikopter ab. Freuen Sie sich auf verschüttete Cola, motiviert durch plötzliches Zucken im ganzen Körper, dem Sie sich wie beim Berühren des „Musikknochens“, nicht widersetzen können.
Genießen sie mal wieder gutes Kino!
P.S. Stuff, Trailer, official Link und Co wie immer auf https://www.imdb.com/title/tt1060277/
Bild und Text: adolf.muenstermann@gmail.com