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Aber nicht so schön wie knutschen

Ein üppiges Dekolté? Six-Pack und blaue Augen? Intelligenz? Oder ist es doch ein Package aus allem, das aus „gut“ „besonders“ und aus „pragmatisch funktional“ „wunderschön“ macht?

Als Mann, um das gleich vorweg zu nehmen, bin ich, was die Frage „was ist eigentlich schön?“ betrifft, befangen, weshalb eine prophylaktische Entschuldigung an alle auf Krawall gebürsteten „Skeptiker“ zuvorderst, die Leserschafft zwar nicht erweitern, aber hoffentlich inhaltlich zu mehr Verständlichkeit führt.  

Mathematisch gesehen, ist „schön“ eine Symmetrie. Je mehr sich zwei Gegenüber spiegelbildlich ähneln, desto harmonischer wird das Erblickte sinnlich wahrgenommen und als angenehme Erscheinung empfunden. Man schaut halt lieber hin, als weg. Das Gegenüber weckt Interesse, da es über die Amygdala mit positiven Emotionen konnotiert ist. Lecker, sexy, kurz: In irgendeiner Hinsicht konstruktiv fürs Überleben.  

Ab einem gewissen Punkt der Differenz der beiden Gestaltungen eines Expressives (in diesem Falle einer Gesichtshälfte, die gedoppelt ein Ganzes ergibt bzw. ergeben soll) werden natürlich Baum von Auto getrennt betrachtet, aber bis zu der magischen Grenze von 50 Prozent Übereinstimmung tendiert unser Gehirn aus Trägheit zur Bildung eines gemeinsamen „Bildes“.  

Wenn also zwei Hälften gleich sind, ist das Gesamtbild schön, aber erst ein kleiner Detailunterschied macht wunderschön, denn unser Gehirn kann sich nicht sattdenken an der kleinen Friktion, die das Gesamtbild „stört“. Dadurch wird das Muttermal bei Cindy Crawford oder die graue Strähne bei George Clooney vor vielen Jahren nicht zum Abturner, sondern zum Hingucker; zum Lieblingsfehler.  

Alles andere wird egal, wenn wir mit dieser Unregelmäßigkeit konfrontiert werden. Aber wenn Schallwellen das Perfekte krönen möchten, wird oft aus „wunderschön“ wieder „wuuuuuuu….. halt die Klappe.“  Wobei dieser Punkt individuell sehr verschieden gestaltet ist. Es ist also die Komposition der Fehler in Kongruenz mit unserer persönlichen Determination (sinnlichen Prägung des Charakters/ Ichs/ Dasein….), die aus dem potentiellen Gegenüber kein Pendant, sondern einen potentiellen Partner macht. Mit unserem Interesse scheinen wir folglich, unterstützt von unserem Mikrobiom, das ebenfalls ein wichtiger Teil der Attraktivität darstellt, unsere Potenz als Defizitkompensator zu präsentieren.

Meine Gene komplettieren deine und mein Mikrobiom wird durch deines noch stärker, unser Nachwuchs wird stark und hat eine große Überlebenschance.

Geistig und Optisch liegt diese Differenz im Detail, Mikrobiom spezifisch im Grand, wie Stuhlübertragungen gezeigt haben (ich gehe nicht ins Detail).  

Und dennoch, das Schönste am Schönen ist doch, wenn man sich das Lächeln nicht verkneifen kann, wenn man unweigerlich die Augen schließt und zu träumen beginnt, obwohl man sich nicht satt sehen kann. Wenn man bei Abwesenheit des Geliebten in Gedanken zärtlich ist. Wenn die kleinen Fehler wie weggeblasen das Geliebte zur Ultima Ratio des Glücks macht. Tränen kullern ohne Scham, das Herz so dolle klopft, dass man glaubt, die ganze Welt würde davon erbeben. Gedanken nur noch Bild und Knie nur noch Pudding sind.

Wenn ein Kuss wieder zur größten Geste  der Hochachtung, Zuneigung und Sypmathie gereift und ein Blick schon unbezahlbar ist, dann ist es doch am schönsten (klein, da adjektivisch genutzt. auch schön, dass zu wissen, aber nicht so schön wie knutschen).
 

Bis morgen,

Bild und Text: adolf.muenstermann@gmail.com