Laut dem am Mittwoch veröffentlichten Global Terrorism Index (GTI) des Londoner Instituts für Wirtschaft und Frieden (IEP) wurden 2019 weltweit 13.826 Menschen bei Anschlägen getötet - 15 Prozent weniger als im Vorjahr. Am schwersten von tödlichen Anschlägen betroffen waren demnach nach wie vor Konfliktregionen. Im Westen nahm laut der Studie rechtsextremistische Gewalt massiv zu.
Die Bedrohung durch rechtsextreme Gewalt in Europa, Nordamerika und Ozeanien sei so hoch wie seit 50 Jahren nicht mehr, schreiben die IEP-Experten. Demnach nahmen die rechtsextremistischen Vorfälle in diesen Regionen seit dem Jahr 2014 um 250 Prozent zu. Insgesamt seien im vergangenen Jahr 89 Menschen von Rechtsextremisten getötet worden.
Der stärkste Treiber von Terrorismus ist dem Index zufolge Krieg: 96 Prozent aller im vergangenen Jahr gezählten Todesfälle durch Anschläge traten demnach in Konfliktregionen auf. In 63 Ländern der Welt habe es im vergangenen Jahr mindestens einen Toten durch Terrorismus gegeben. Das zweite Jahr in Folge sei Südasien am schwersten von extremistischer Gewalt betroffen gewesen.
Die stärksten Rückgänge bei den Opferzahlen wurden demnach in Afghanistan und Nigeria verzeichnet. Dies waren laut den Experten zugleich die einzigen beiden Länder, in denen es im vergangenen Jahr "mehr als tausend Tote durch Terrorismus gegeben hat". Die radikalislamischen Taliban bezeichnete das IEP als "die weltweit tödlichste Terrororganisation".
Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) habe an Stärke eingebüßt. Allerdings seien mit ihr verbündete Gruppierungen insbesondere im subsaharischen Afrika weiter aktiv. Dort sei die Zahl der Todesfälle, die Mitgliedsverbänden des IS zugeschrieben wurden, um 67 Prozent gestiegen.
Verschlechtert habe sich die Situation vor allem in Burkina Faso, wo es 2019 einen Anstieg von 590 Anschlags-Toten gegeben habe, sowie in Sri Lanka, Mosambik, Mali und Niger, heißt es im GTI. "Ein neues Jahrzehnt beginnt und wir erleben neue Bedrohungen durch den Terrorismus. Das Erstarken des Rechtsextremismus im Westen und die Verschlechterungen im Sahel sind Paradebeispiele dafür", erklärte der IEP-Vorsitzende Steve Killelea.
Zwar habe die Corona-Pandemie zum Rückgang der Todesfälle durch Anschläge beigetragen, heißt es in der Studie. Die Experten warnen jedoch vor neuen Herausforderungen durch die Krise: So könne der von ihr verursachte wirtschaftliche Abschwung zu "mehr politischer Instabilität und Gewalt" führen. Hinzu kämen "Befürchtungen, dass die sich verschlechternden wirtschaftlichen Bedingungen dazu führen werden, dass sich mehr Menschen entfremden und für extremistische Propaganda empfänglich werden", erklärte IEP-Experte Thomas Morgan.
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