Gestern ist im Alter von 60 Jahren der acht/neun-malige Vater und Fußballgott aus argentinien, Diego Armoando Maradona verstorben. Der Mann, der Thomas Müller als Balljungen deklarierte und 1986 Argentinien mit der Hand Gottes den Sieg gegen England und den Weltmeistertitel gegen Deutschland offerierte.
Nun, in erster Linie ist es die Linie selbst, die interessant ist, weil sie Maradona nie verlassen hat. Er ist seine Kurs immer treu geblieben: Immer voller Leidenschaft, immer progressiv: immer er selbst. Maradona hat sich für seine Schwächen selten geschämt, was ihn nicht bürgerlicher, aber haptischer machte.
Maradona war Galionsfigur für die Verlierer: Argentinien in der Wirtschaftskrise und der SSC Neapel (weil ihn kein anderer Verein aufgrund seiner Eskapaden mehr „protegieren“ wollte), am Punkt der roten Laterne in der Seria A.
Maradona gewann da, wo alle verloren, holte nicht nur aus sich, sondern aus allen das Beste. Ganz im Gegensatz zu Lionel Messi, auch wenn Udo Latteck das in Barcelona nie so ganz wahr haben wollte, zwei Meisterschaften in Neapel und der meistgefoute Spieler aller Zeiten bei Weltmeisterschaften, sprechen eine deutliche Sprache.
Der kleine Mann mit der Goldkette und dem Platinröhrchen, war nun mal der Größte, auch wenn man ihm das aufgrund seines ostentativen Selbstvertrauens nicht zubilligen wollte. 165 Zentimeter schwarze Locken auf zwei Beinen die keiner stoppen konnte. 165 Zentimeter die auch um hundert Meter vergrößert für das Lächeln und die Großherzigkeit von Maradona nie gereicht hätten.
Nein, ich möchte keinen seiner Fehler glorifizieren, weder falsche Schwüre vor der Presse noch andere Exzesse. Aber ich möchte, dass wir wieder beginnen, dass Besondere an (und als) sich und als etwas (sehr oder Ehr-)Würdiges betrachten. Nicht weil es unerreichbar, sondern weil es möglich und: besonders ist. So wie der zweite Platz, den Maradona gehasst hat und auch sonst keiner mag. Der aber am Ende nicht sch****, sondern immer noch eine großartige Leistung ist.
Wir können und sollen und wollen nicht alle Maradonas sein, zumindest nicht auf dem Spielfeld. Aber Maradona und all die Großen Legenden die schon von uns gegangen sind, wären bestimmt mit mir einer Meinung: Der Größte ist gut, aber gut ist nicht das Beste.
Nietzsche hat Ende des 19. Jahrhunderts „Gott für tot erklärt“ und wollte damit, dass wir es schaffen uns selbst als Bestes alles Möglichen zu betrachten. Ich wette, Maradona würde ihm beipflichten.
Nicht nur der Papst wird gestern geweint haben, als Südamerika gestern nicht den Glauben an ihn, sondern Gott selbst - nicht nur seine Hand - verloren hat.
Und hier noch mal zum nie vergessen: Legend in Motion:
https://www.youtube.com/watch?v=pAo7QgnLxfw
Bis morgen,
Text: adolf.muenstermann@gmail.com
Foto von Jack Hunter auf unsplash