Mit Empörung haben Medien und Aktivisten auf die schwere Verletzung eines freien Fotografen am Rande der Proteste in Paris gegen Polizeigewalt reagiert. Die Nachrichtenagentur AFP, für die Ameer al-Halbi unter anderem tätig ist, forderte am Sonntag polizeiliche Ermittlungen zu dem Fall. Der aus Syrien stammende Fotograf hatte am Vortag über die Proteste auf dem Pariser Bastille-Platz berichtet, als er nach Angaben von Reporter ohne Grenzen (RSF) mit einem "Schlagstock der Polizei" schwer im Gesicht verletzt wurde.
Nach Angaben des Bilderchefs der französischen Fotozeitschrift "Polka Magazine", für die al-Halbi ebenfalls arbeitet, wurde der Fotograf unter anderem wegen eines Nasenbruchs und Verletzungen an der Stirn im Krankenhaus behandelt. Auf AFP-Fotos wirkt der 24-Jährige schwer mitgenommen, sein Kopf verschwindet größtenteils unter Bandagen.
AFP-Informationsdirektor Phil Chetwynd zeigte sich "schockiert" über die Verletzungen des Kollegen und verurteilte die Gewalt, die der Fotograf nicht provoziert habe. Polka-Chef Alain Genestar wies darauf hin, dass al-Halbi deutlich als Presse-Fotograf zu erkennen gewesen sei. RSF-Generalsekretär Christophe Deloire kritisierte die Polizei für die "inakzeptable" Gewalt.
Der aus Syrien stammende Fotograf wurde schon mehrfach für seine Fotos ausgezeichnet. Für Aufsehen sorgten vor allem seine Bilder aus seiner Heimatstadt Aleppo, mit der er eindringlich das Leid des Syrien-Konflikts dokumentierte.
Als er sich aber verletzt und "blutend" zwischen Demonstranten und der Polizei wiedergefunden habe, die sich zwei Stunden lang geweigert habe, ihn für eine Behandlung im Krankenhaus durchzulassen, habe er einen "schweren Schock" erlitten, sagte al-Halbi am Sonntag AFP: "In dem Moment machten sich die Bilder aus Aleppo wieder in meinem Kopf breit."
Als er 15 Jahre alt gewesen sei, habe er in Syrien schon einmal mit zwei Schussverletzungen an der Hand in einer Demonstration festgesteckt, berichtete der Fotograf. Diese Vergangenheit habe am Samstag wie ein heftiger Schmerz seinen Kopf durchdrungen. Inzwischen gehe es ihm aber wieder besser.
Die Proteste in Paris und vielen anderen Städten richteten sich gegen ein geplantes Gesetz, mit dem die französische Regierung bestimmte Foto- oder Filmaufnahmen von Polizisten unter Strafe stellen will. Angefacht wurden sie von neuen Fällen von Polizeigewalt, die in den vergangenen Tagen durch Videoaufnahmen bekannt geworden waren und landesweit für Entsetzen gesorgt hatten.
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© Agence France-Presse