Münster - Seit 2008 haben sich im Rahmen des Traumanetzwerks NordWest 50 klinische Partner zusammengeschlossen, um die optimale Versorgung von Schwerverletzten in der Region zu gewährleisten. Die Initiative für die Region NordWest (nördliches Nordrhein-Westfalen/südliches Niedersachsen) ging initial von Univ.-Prof. Michael J. Raschke, Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am UKM (Universitätsklinikum Münster), aus. Jetzt ist seine Klinik zu vierten Mal rezertifiziert worden.
Alle drei Jahre werden die teilnehmenden Netzwerkpartner auditiert und, bei Einhaltung der geltenden Qualitäts- und Versor-gungsstandards der Schwerverletztenversorgung, entsprechend rezertifiziert. Im Traumanetzwerk selbst sind drei überregionale, zehn regionale und 13 lokale Traumazentren angeschlossen; weitere 26 sind assoziierte Mitglieder.
„Gerade in unserem in weiten Teilen ländlich geprägten Raum hat sich die Versorgung der Patienten durch die Zusammenarbeit im Traumanetzwerk stark verbessert. Zum Beispiel, weil sichergestellt ist, dass Patienten im Zweifel vom übergeordneten Netzwerkpartner übernommen werden, wenn die Schwere ihrer Verletzungen es gebietet“, sagt Raschke.
„Auch ist es möglich, dass sich die Kliniken oder auch die angeschlossenen über 60 Leitstellen gegenseitig unkompliziert konsiliarisch hinzuziehen, und zwar unter Nutzung moderner telematischer Infrastruktur.“ Auf diese Strukturen wurde auch im Rahmen der Pandemie zurückgegriffen. Wo Kliniken auf Grund der Quarantäneregelungen Leistungen reduzieren mussten, wurden diese von anderen Häusern im Netzwerk übernommen.
Am UKM finden Konsultationen oder Verlegungsanfragen per Video-Kommunikation innerhalb des öffentlich geförderten Projektes oVID (offenes und sicheres System zur Video-Kommunikation im Gesundheitswesen) statt, für das Priv.-Doz. Dr. Christian Juhra, Leiter der Stabstelle Telemedizin, verantwortlich zeichnet.
„Indem wir die Videokonferenzen zwischen den Kliniken
inzwischen gut etabliert haben, stellen wir für Traumapatienten deren
bestmögliche Versorgung sicher“, so Juhra. „Vielfach können Patienten so
in ihren heimatnahen Kliniken bleiben. Wo möglich, kann man so auf eine
Verlegung in ein übergeordnetes Traumazentrum verzichten, was natürlich
den Patienten zu Gute kommt.“
Neben der Möglichkeit, patientenbezogene Bilddateien über dem Westdeutschen Radiologie Verbund zu verschicken, können über das Upload-Portal von oVID Briefe und Befunde digital übersendet werden.
Klinikdirektor Raschke schätzt die neuen Technologien im Umgang der Kliniken untereinander und sieht nur Vorteile. „Sogar zu Zeiten von Corona findet der Austausch untereinander regelmäßig statt. Wir treffen uns bereits seit dem Frühjahr nur noch über Videokonferenzen. Das nächste Netzwerktreffen im virtuellen Raum ist für Januar geplant. Es ist erstaunlich, wie hoch die Qualität dieser Veranstaltung ist.“
Quelle: ukm/aw
Foto: UKM/Wibberg. Erfolgreiche Rezertifizierung: (v.l.) Dr. Christian Juhra, Dr. Helena Düsing und Klinikdirektor Prof. Michael J. Raschke, dessen Klinik weiter überregionales Zentrum im Traumanetzwerk NordWest ist.