Münster - Weit und lichtdurchflutet – das ist der erste Eindruck im Foyer am Haupteingang des PharmaCampus. Vor sieben Jahren löste der Neubau an der Corrensstraße 48 die drei Einzelstandorte der Pharmazeutischen Institute der Universität Münster ab.
Mit 27.639 Quadratmetern ist das
Haus das flächenmäßig größte Gebäude der WWU. „Das ist die reine
Mietfläche. Der Arzneipflanzengarten und das dazugehörige Gewächshaus
sind noch nicht mitgerechnet“, berichtet Diplomingenieur Stefan Peters,
strategischer Flächenmanager der Universität.
„Normalerweise ist hier ordentlich Leben im Haus“, erzählt Prof. Dr. Martina Düfer. Für Posterausstellungen eigne sich das Foyer sehr gut, ebenso als Ort für Lerngruppen. Die Wissenschaftlerin, die in Münster seit 2012 unter anderem zur Bekämpfung von Diabetes forscht, schätzt besonders den Austausch zwischen den Arbeitskreisen.
„Dass die Institute unter einem Dach sind, ist natürlich auch ein Plus für die Sicherheit, zum Beispiel braucht niemand mehr wie früher an der Hittorfstraße zwischen mehreren Gebäuden mit Gefahrenstoffen herumzulaufen.“ Die Studierenden rücken planmäßig semesterweise nach oben vor ins Gebäude: Im Erdgeschoss findet die Lehre in den ersten drei Semestern statt, in der obersten Etage machen die Studierenden ihren Abschluss.
Aus der Vogelperspektive bildet der Grundriss des Hauses eine Art großes „E“, dessen lange Seite zur Corrensstraße hin liegt. Vom Foyer aus führt an dieser Seite innen eine breite, symmetrisch angelegte Treppe in die oberen Etagen der drei Trakte, der sogenannten Finger.
Der linke Finger beherbergt das Institut für Pharmazeutische und Medizinische Chemie, der mittlere das Institut für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie und das Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie.
Im mittleren Teil der beiden Trakte sind unter anderem die Labore der drei Institute untergebracht, die sowohl der Forschung dienen als auch für Praktika genutzt werden. Besonders durchdacht findet Martina Düfer, dass die Labore auch innen miteinander verbunden sind.
Ein dritter Finger des Gebäudes ist derzeit noch von einem Bauzaun umgeben. Hier sollen auf je einer Etage künftig das Helmholtz-Institut Münster, das Institut für Didaktik der Chemie und zwei Arbeitsgruppen einziehen.
Die offene Seite des „E“ liegt zur Apffelstaedtstraße hin und ebenso der Flur, in dem sich Martina Düfers Büro befindet. Auch der Orléans-Ring ist in direkter Nachbarschaft. „Aber dank der guten Fenster bekommen wir von der mehrspurigen Straße nicht viel mit“, sagt die Wissenschaftlerin. Ihr Bürofenster geht ohnehin in die andere Richtung.
Vom Laborfenster aus zeigt Martina Düfer ins Erdgeschoss, um auf eine mittlerweile selten gewordene Einrichtung aufmerksam zu machen. „Unsere eigene Werkstatt“, betont die Professorin. „Es ist nicht selbstverständlich, dass diese im Hause ist. Hier wird vieles im Eigenbau hergestellt, um unsere Apparaturen, beispielsweise die Fluoreszenz-Mikroskopie oder die Massenspektrometrie, mit deren Hilfe die Struktur von Stoffen aufgeklärt werden kann, optimal nutzbar zu machen.“
In den Zwischenräumen der beiden Gebäude-Finger sind draußen zwei Innenhöfe mit den für Münster obligatorischen Fahrradständern sowie Rasenflächen und einigen Sitzbänken entstanden. „Unsere Studierenden halten sich dort bei gutem Wetter gerne zum Lernen und für die Mittagspause auf“, sagt Martina Düfer.
Demnächst gebe es hier auch noch Kunst zu sehen, verrät Stefan Peters vom Bau- und Planungs-Dezernat. „Eine der beiden Außenflächen wird voraussichtlich der neue Standort des Boden-Kunstwerks ,Skulptur für die chemischen Institute‘, das der Künstler Matt Mullican für die Skulptur Projekte 1987 auf der gegenüberliegenden Straßenseite zwischen drei Gebäuden des Chemischen Institutes der Universität errichtet hat.“
„Etwa 50 Prozent unserer Lehre bestehen aus Praktika“, betont Martina Düfer. Neben entsprechend viel Laborfläche gibt es im PharmaCampus eine Bibliothek sowie Seminarräume und zwei Hörsäle. Alles wirkt großzügig und licht. „Das Haus lebt von seiner Weite“, urteilt Martina Düfer.
Diese Großzügigkeit braucht es auch, denn immerhin studieren derzeit rund 750 angehende Pharmazeutinnen und Pharmazeuten an der Universität Münster. Einige der zahlreichen Praxisanteile des Studiums finden trotz der aktuellen Corona-Pandemie weiterhin statt. „Wir können schließlich keine Absolventen in die Apotheken lassen, die zum Beispiel noch nie in ihrem Leben eine Kapsel befüllt haben“, betont sie. Insgesamt sind die Gänge wegen der Kontaktbeschränkungen jedoch derzeit vergleichsweise leer.
In den fast anderthalb Stunden morgendlicher Besichtigungstour am PharmaCampus an der Corrensstraße haben die Besucher viel Interessantes gesehen und gelernt. Sie haben jedoch längst nicht alle der 907 Räume auch nur passiert. Ein Smartphone blinkt. Es ist die Fitness-App. Wie um die Größe des Gebäudes erneut zu unterstreichen, verkündet das Gerät: „Sie haben 71 Prozent Ihres heutigen Schrittziels erreicht.“
Quelle: Brigitte Heeke, Unizeitung wissen|leben Nr. 7, 11. November 2020.
Bannerfoto: WWU - Peter Leßmann