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Kleber im Mahagoniinventar

Wenn man keinen Hund vor die Tür und keine Katze zum Mäusefangen schicken will, steht der Winter bereits mit beiden Beinen im Türrahmen des Lebens und verlangt unmissverständlich, dass jetzt für einige Monate das Leben anderen Regeln zu folgen hat. Hier einige Ideen:

Für die meisten ist die Zeit um den November eine Schmuddel -Periode. Es regnet zumeist, wenn man morgens aufwacht, ist es dunkel und kaum ist der Mittagskaffee getrunken, dämmert es auch schon wieder. Serotonin wird zur Südfrucht des Abendlandes, was nicht selten zum Winterblues oder gar zur Depression führt.

Doch dass der Winter weit mehr sein kann, als eine Flucht ins Trockene, wird schnell vergessen. Denn was der Winter kann, kann eben nur der Winter. Ja, T-Shirts trägt man eher selten, aber ist es nicht auch mal schön, die Kräfte der Natur so intensiv wie Frühlingsgefühle der Liebe zu erleben? Laubberge, die dazu einladen, sich fallen zu lassen, Glühwein statt Aperol Spritz zu genießen und Hobbies wie Malen zu frönen, wo sonst oft die Sonne ablenkt, sind Erfahrungen und Erlebnisse, die den Charakter ähnlich prägen wie die soziale Interaktion. Denn bevor man andere begeistern kann, muss man mit sich selbst im Reinen sein.  

Hobbies, die dazu nötigen, das Oberstübchen aus der Komfort –Zone zu stoßen, schaffen ungeahnte neuronale Verbindungen, die, jenseits kultivierter Vorurteile von Müßiggang, helfen, besser zu verstehen, weil Verbindungen geschaffen werden, die nur im Geiste möglich sind.  

Die Herausforderung, auf Knopfdruck kreativ sein zu müssen, provozieren, den Planer im Kopf zu negieren und dem Instinkt sowie den bereits gemachten Erfahrungen die Gestaltung des Moments zu übernehmen. Nur im kreativen Prozess ist das möglich, was die Realität verbietet.

 

Physikalische Gesetze, rationale Denkstrukturen, kultivierter status-quo, alles ist neu definierbar. Nur in Ausdrucksmöglichkeiten wie der Musik, dem Basteln sowie Malen oder beim Basteln mit ungewöhnlichen Materialien wie Dosen, Laub, Papierschnitzeln oder  leeren Amazonkartons können Klaus und Petra wirklich auf Engelsflügeln dem Himmel auch physisch näher kommen, Hamster Politik machen und Kinder die Eltern abends um acht ins Bett schicken und nur hier ist ein umgefallener Eifelturm ein „Fauxpas“ und keine Katastrophe und wer im Spiel lernt, dass Wurstfinger nicht nur hin und wieder tollpatschig, sondern auch knuddelig und hin und wieder beinahe unfreiwillig komisch Interessantes hervorbringen können.

 

Für die alten Griechen war das Spiel, zu dem auch „Saufgelage“ mit Diskussionsrunden gehörten, die Möglichkeit, ihre Tugenden unter widrigsten Bedingungen zu prüfen. Wer betrunken war, galt als auf den natürlichen Instinkt eines Kindes zurückgeworfen und wer in diesem Zustand zu Moral fähig war, der war es auch im Krieg. Man muss nicht den Krieg als erprobungsziel teilen, aber die Idee ist doch inspirierend und richtig. Das Spiel ist der Abenteuerbolzplatz des Lebens. Hier sind fehler und emotionen erlaubt. Hier darf, kann und soll man die Fähigkeit zum Irrationalen ausleben, um auf Gedanken zu stoßen oder Ihnen neuronal den weg zu ebnen, die die welt verändern können.

 

Und für diejenigen, die bei Kleberesten und Stiftspuren im Mahagoniinventar die Lebenskrise ereilt, gibt es ja auch noch Spiele, die man kaufen kann und dennoch das Ziel nicht verfehlen. Der Sprachphilosoph pries in anderem Zusammenhang die Qualitäten des Spiels, indem er sagte, dass es nichts gibt, was alle Spiele verbindet. Jedes Spiel hat eigene Präferenzen und Aufgaben, Denken, kreativ sein, Kooperation, Spaß, Spannung oder Teamgeist.

 

Ob man also im Anzug Monopoly oder im Strickkleidchen Sagaland im Kreis der Familie spielt ist folglich egal, wichtig ist nur, dass man nachher nicht mehr der Gleiche ist, weil der Kopf im Spiel und im Kultivieren einer Not wie omnipräsente Dunkelheit Fähigkeiten entwickelt, die rational im Bereich der „Don´t do´s“ landen.

 

Erfolgreichen Tag.

 

Text: adolf.muenstermann@gmail.com

Bild (ironischerweise heute von der Stange): Pixabay