Es ist eigentlich noch gar nicht lange her, da waren Christbaumkerzen noch eine besonders behagliche Licht- und Wärmequelle im Lebensmittelpunkt von Familien.
Groß, Klein, Alt und Jung saßen inmitten der Wohnstube beisammen und erzählten sich schaurige Geschichten im sanften Licht des knisternden Kaminfeuers, während das Heulen des Windes in den Baumwipfeln der Wälder die Worte der eiskalten Atemluft zu Leben erweckte.
Es war einmal, vor vielen, vielen Jahren, begann es oft über Generationen hinweg, faszinierte Kindergedanken in den Bann zu ziehen, während unbekannte Hände liebevoll Obst und Nüsse oder warme Socken in klammen Kinderstiefeln drapierten. Manchmal war sogar ein Spielzeug dabei, ein Kreisel für Jungs oder eine selbstgenähte Puppe für die Mädchen. Hin und wieder wurde sogar ein kleines Geheimnis - gespielt versehentlich- in die phantasievoll ausgeschmückten Geschichten gestreut.
Die Ankunft eines in der Türkei vor
beinahe 1500 Jahren
verstorbenen Abtes, der als Bischofs von Pinora,
Nikolaus von Sion, oder St. Nikolaus von Myra, noch heute
unter allen Kindern bekannt ist, sollte derjenige
sein, der jedes Jahr Kinderaugen zum Leuchten bringt und den Glauben an das Gute in ihren Herzen begründen
sollte.
Für Eltern gibt es wohl kaum einen schöneren Anblick als den, wenn man durch einen Türspalt ins Kinderzimmer lugt und den Nachwuchs beim Versuch, wach zu bleiben zu beobachten.
Unzählige Kinder unzähliger Generationen sind übermüdet vor Kamin oder ihren Stiefeln eingeschlafen, und unzählige Milchgläser wurden zusammen mit selbstgemachten Plätzchen im Ehebett verdrückt, um den Zauber dieser Winternacht am Leben zu erhalten. Die kleinen Sünden, die den ein oder anderen ein wenig zaudern ließen, oder die vergebliche Suche nach Spuren des Mannes, der angeblich durch den Kamin ins Haus kommt, waren spätestens dann vergessen, wenn leuchtende Augen die Geschenke im Schuhwerk bestaunten.
Das Schöne an dieser besonderen Nacht war aber nicht das Geschenk an sich, sondern das Wunder, das sich ereignete. Da gab es jemanden, der alle Kinder der Welt sooo lieb hatte, dass er in einer Nacht einem jeden eine kleine Überraschung in die Stiefel oder Galoschen legen konnte.
Alle Kinder wurden bedacht, alle, in einer Nacht und der Mann mit dem Bischofsstab kam nicht einmal durch die Tür. Ein echtes Wunder. Und sie hatten es erlebt. Na fast. Aber wenn es ihn gibt, dann vielleicht im nächsten Jahr würde es gelingen, den unbekannten Mann bei seinen guten Taten zu beobachten.
Text: adolf.muenstermann@gmail.com