Angesichts deutlicher Bestandsrückgänge bei Vögeln in Deutschland besonders in landwirtschaftlich genutzten Gebieten fordern die Grünen ein Notprogramm zur Sicherung der Artenvielfalt. "Die Biodiversität braucht ein Nothilfeprogramm", sagte die naturschutzpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Steffi Lemke, am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. Die Lage der Vögel sei besonders im Agrarland hoch problematisch.
Lemke verwies auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen zur Entwicklung der Vogelbestände, die AFP vorlag. Dieser Antwort zufolge ist die Bestandssituation vieler Vogelarten im Agrarland "kritisch". Nach wie vor gehen demnach Vogelarten, die auf Äckern, Wiesen und Weiden brüten, aufgrund der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung im Bestand zurück.
Die Bundesregierung verwies in ihrer Antwort auf Studien zu Gefährdungen und Beeinträchtigungen, denen zufolge von 242 untersuchten Brutvogelarten in Deutschland etwa ein Drittel durch die Änderung der Nutzungsart mittel- oder schwerwiegend gefährdet war.Etwa ein Fünftel der Arten ist demnach von Entwässerung betroffen und etwa ein Sechstel durch Sukzession. Es sei davon auszugehen, dass sich diese 2015 berichteten Beeinträchtigungen und Gefährdungen bis heute fortsetzten, heißt es in der Antwort der Bundesregierung.
Auch für Rastvögel ist laut der Antwort der Bundesregierung davon auszugehen, dass sich die 2015 festgestellten Beeinträchtigungen und Gefährdungen bis heute fortsetzten. So bestehe für zwei Drittel der sogenannten Triggerarten - das sind Arten, die Anlass für die Ausweisung der EU-Vogelschutzrichtlinie gaben - mittlere bis schwerwiegende Gefährdungen.
An Küste und Meer gebe es für Arten wie Sterntaucher, Eisente oder Mittelsäger Gefahren durch die Fischerei, Meerwasserverschmutzung, Schifffahrtswege oder Bauwerke. Jede vierte Art der Rastvögel sei durch die landwirtschaftliche Nutzung beeinträchtigt, etwas Kiebitz und Goldregenpfeifer. Bei den insektenfressenden Vögel habe sich der Rückgang im Bestand beschleunigt.
Lemke sagte AFP, die Lage im Agrarland führe zu einer "traurigen Bilanz von immer weniger Braunkehlchen, Kiebitzen und Uferschnepfen". Für ein Nothilfeprogramm müsse der wichtigste Hebel beim Schutz der Biodiversität - die Agrarpolitik - umgelegt werden. "Es muss Schluss sein mit den Milliardensubventionen für die Naturzerstörung in der Landwirtschaft."
Lemke warf der Bundesregierung vor, den Artenschutz zu blockieren, statt die Warnungen ernst zu nehmen. "Die Bundesregierung muss jetzt eine Trendwende im Artenschutz einleiten", forderte die Grünen-Politikerin.
ran/cfm
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