Der scheidende WADA-Präsident Sir Craig Reedie hat den russischen Dopingskandal als "den schlimmsten Fall eines Systemversagens ... in der Geschichte der Anti-Doping-Bewegung" bezeichnet. Die Debatte um das staatlich geförderte Dopingsystem in Russland habe die WADA viel Glaubwürdigkeit gekostet, sagte Reedie auf der 5. Weltkonferenz der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) im polnischen Kattowitz.
"Es waren zwei Jahrzehnte des Fortschritts, der Verbesserungen und natürlich vieler komplexer Herausforderungen", sagte Reedie zum 20-jährigen Bestehen der WADA. Vor 20 Jahren habe es in den Ländern noch unterschiedliche Regeln für den Anti-Doping-Kampf gegeben, diese Fehlentwicklung sei mit der WADA-Gründung gestoppt worden.
Der umstrittene Reedie, dessen Nachfolge in Kattowitz der bisherige polnische Sportminister Witold Banka antritt, räumte ein, dass die Russland-Krise den Erfolg der WADA in den letzten Jahren in den Schatten gestellt habe. Die Enthüllungen der von der WADA eingeleiteten Untersuchungen von Richard Pound und Richard McLaren hätten "weltweit zu einer grundlegenden Veränderung der Sichtweisen geführt", sagte Reedie.
In den letzten Monaten habe die WADA mit Hilfe von Partnern versucht, die russische Anti-Doping-Agentur (RUSADA) nach der langen Suspendierung wieder in eine funktionierende Anti-Doping-Organisation zu verwandeln. Im Gegenzug musste Russland die Daten aus dem Moskauer Dopinglabor abliefern, die das Ausmaß des institutionalisierten Dopingprogramms im Zeitraum von 2012 bis 2015 belegen sollen.
Die Tatsache, dass ein Teil der Daten aus dem Moskauer Dopinglabor manipuliert worden seien, "habe ein neues Compliance-Verfahren nach sich gezogen", betonte Reedie. Die Athleten würden erwarten, dass die Regeln beachtet werden, "und das genau tut die WADA", sagte Reedie.
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