Wegen der anhaltend hohen Corona-Zahlen soll in Deutschland einem Bericht zufolge spätestens ab Mittwoch ein harter Lockdown gelten. Darauf hätten sich die Chefs der Staats- und Senatskanzleien der Länder am Samstagabend mit dem Kanzleramt verständigt, berichtete das Wirtschaftsmagazin "Business Insider". Das Kanzleramt befürworte den Dienstag als Starttermin. Der Lockdown soll dem Bericht zufolge vorerst bis zum 10. Januar gelten. Am 4. Januar werde über eine Verlängerung beraten.
Die Ministerpräsidenten wollen am Sonntagvormittag mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über die Verschärfung der Corona-Maßnahmen beraten. Das Treffen war kurzfristig einberufen worden, weil die bisherigen weniger strengen Maßnahmen nicht die erhoffte Trendwende bei den Infektionszahlen gebracht hatten.
Laut dem Bericht des "Business Insider" soll der Einzelhandel während des Lockdowns geschlossen bleiben. Ausnahmen seien unter anderem für Lebensmittelgeschäfte vorgesehen. Private Treffen sollen den Angaben zufolge künftig auf zwei Haushalte und maximal fünf Personen beschränkt werden. Kinder unter 14 Jahren seien von der Regelung ausgenommen.
Über die Weihnachtsfeiertage werde die Obergrenze auf maximal zehn Personen erhöht, wobei die Länder abweichend engere Grenzen ziehen könnten. Dann sollen auch mehr als zwei Haushalte erlaubt sein, allerdings nur dann, wenn es sich um direkte Verwandte handelt, wie es in dem Bericht weiter hieß.
Einigkeit besteht laut "Business Insider" grundsätzlich darüber, dass es bis zum 10. Januar keinen Präsenzunterricht geben soll. Die konkrete Umsetzung hänge von individuellen Regelungen der Länder ab. Eine Entscheidung darüber, ob auch Kitas schließen müssen, sei noch nicht gefallen. Die Länder plädieren laut dem Bericht für eine Offenhaltung, das Kanzleramt hingegen befürworte eine Schließung.
Führende Politiker hatten am Samstag die Notwendigkeit drastischer Corona-Auflagen betont. Die Bundesbürger müssten sich darauf einstellen, dass der harte Lockdown "schon kommende Woche beginnt, wo wir das gesellschaftliche Leben weitgehend stilllegen werden", sagte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann auf einem digitalen Landesparteitag der Südwest-Grünen.
Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) betonte, es gehe um "sehr weitreichende, sehr einschneidende Entscheidungen." Auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) forderte harte Eingriffe. Er zeigte sich offen für eine Schließung des Einzelhandels.
Das Robert-Koch-Institut vermeldete am Samstagmorgen unter Berufung auf die Angaben der Gesundheitsämter binnen 24 Stunden 28.438 neue Ansteckungsfälle. Das waren rund 1400 weniger Neuinfektionen als am Freitag, als mit 29.875 ein neuer Höchststand erreicht worden war. Die Zahl der Corona-Toten erhöhte sich demnach innerhalb eines Tages um 496 auf 21.466.
bfi
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