Wenn wir in diesen letzten Tagen des Jahres auf die vergangenen Monate zurückblicken, dann denken sicher viele von Ihnen an eine kummervolle Zeit: an Enttäuschungen, an Einsamkeit. An Sorgen und Zukunftsängste, an Kurzarbeit oder Jobverlust. An Schmerz und Trauer. Manche sind von den Folgen einer Covid-Erkrankung gezeichnet. Andere haben einen geliebten Menschen verloren.
Statt einander durch Nähe Trost spenden zu können, müssen wir Abstand halten. Und das gerade in der Vorweihnachtszeit, in der viele sich besonders nach Nähe und Wärme sehnen.
Statt vorweihnachtlichem Trubel erleben wir Leere und Stille. Die Coronapandemie, so scheint es, hat unser Land in Dunkelheit gehüllt. Vielen fällt es schwer, in diesen Momenten von Zuversicht zu sprechen.
Und doch: Die Hoffnung, sie ist da, sie lebt. Sie hat uns in den vergangenen Monaten nie verlassen. Die Hoffnung auf Einsicht, die Hoffnung auf Verantwortung und die Hoffnung auf die Wissenschaft. Diese Hoffnung verwandelt sich in diesen Tagen millionenfach in Impfstoff.
Ja, der Weg aus der Pandemie ist noch weit. Aber wie weit und wie beschwerlich dieser Weg sein wird, das liegt auch an uns. Wenn wir jetzt die Geduld verlieren, dann wird uns das Virus noch lange im Griff behalten. Wenn wir uns aber rücksichtsvoll und solidarisch verhalten, dann werden wir diesen Weg erfolgreich zu Ende gehen.
Mein persönlicher Lichtblick in diesem Jahr sind die Vernunft und der Zusammenhalt, mit denen sich die meisten in unserem Land dem Virus entgegengestellt haben. Die Rücksichtnahme, das aufeinander Achtgeben lässt sich nicht von oben verordnen. Es kommt aus der Mitte unserer Gesellschaft. Die Nachbarschaftshilfe, das Einkaufen für Ältere, Besuche bei den Kranken, das Vorlesen bei denen, die einsam sind.
Das sind keine Einzelfälle. Das ist, was unser Land ausmacht, was unser Land stark macht. Und all das macht mich zuversichtlich, auch für die harten Wintermonate vor uns.
Viele Menschen aus ganz Deutschland haben mir von ihren eigenen, ganz persönlichen Lichtblicken geschrieben. Davon, was ihnen Zuversicht gibt. Von ihren Wünschen und Hoffnungen, auch für die Zeit nach Corona. Ein Mann aus Berlin schreibt: "Ich wünsche mir von Herzen, dass wir uns wieder umarmen können, um uns zu trösten, aufzubauen oder einfach Wärme zu zeigen." Und eine Frau aus Calden: "Gemeinsam tragen, was für einen zu schwer wäre. Das bringt Erleichterung und Zuversicht." All diese Botschaften haben eins gemein: Es geht um Zusammenhalt und Zuversicht. Um Mut und Respekt. Um Demokratie und Dialog.
Noch ist Schloss Bellevue hinter mir nur eine weiße Leinwand. In den nächsten drei Nächten wollen wir diesen Ort mit den persönlichen Lichtblicken vieler Menschen erhellen.
Ich glaube, dass es Trost spenden kann, wenn wir wissen, wir sind mit unseren Sorgen und Wünschen nicht allein. Wir teilen den Schmerz. Wir teilen die Hoffnung. Vielleicht können wir daraus Kraft schöpfen. Kraft für den Weg, der noch vor uns liegt. Ich wünsche mir: Lassen Sie uns diesen Weg weiterhin gemeinsam gehen!
Vielen Dank, und geben wir weiterhin acht aufeinander.
Bulletin 142-3