Hamm (lwl) - Kein Sportunterricht, kein Mannschaftssport nach der Schule und kaum noch Treffen mit Gleichaltrigen: In Zeiten des Lockdowns ist es für viele Kinder und Jugendliche schwieriger geworden, sich im Alltag regelmäßig zu bewegen. Dabei ist Bewegung nicht nur für den Körper, sondern auch für die Psyche sehr wichtig.
"Ängste und soziale Isolation können Kinder und Jugendliche im Lockdown besonders belasten", sagt Alexander Hetke, Leiter der Psychomotorik der Universitätsklinik des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Hamm. "Bewegung kann helfen, weil die dabei ausgeschütteten körpereigenen Stoffe das Wohlbefinden steigern und die Stimmung aufhellen."
Grundsätzlich ist jedes "Mehr" an Bewegung gut für die Gesundheit:
"Idealerweise sollten sich Kinder ab fünf Jahren und Jugendliche etwa 60
bis 90 Minuten täglich auspowern, also Radfahren, Fußballspielen, toben
oder rennen", empfiehlt Hetke. "Die Aktivität sollte dabei möglichst
vielseitig sein und verschiedenen Bereiche wie Geschicklichkeit,
Koordination, Muskelkräftigung, Ausdauer und Beweglichkeit ansprechen.
Der Spaß und die Freude sollten aber gerade bei jungen Menschen an
erster Stelle stehen."
Wenn der Sport mit Freundinnen im Lockdown ausfallen muss werden
gemeinsame Aktivitäten mit der Familie besonders wichtig. Hetke: "Vor
allem für jüngere Kinder sind die Eltern auch in Sachen Bewegung ein
Vorbild." Also: Mitmachen und kreativ sein. So wird das Wohnzimmer zur
Bewegungslandschaft, der Weg über Kissen und Sofa zum Abenteuerparcours
oder der Flur zum Fußballplatz. "Ältere Kinder lassen sich häufig über
Herausforderungen und kleine sportliche Wettstreits motivieren."
Unabhängig vom Alter sollten Eltern darauf achten, die persönlichen Vorlieben ihrer Kinder mit einzubeziehen: "Wer sich bisher wenig und ungern bewegt hat, wird nicht von heute auf morgen zum Sportliebhaber. Eltern sollten hier klein anfangen und niedrigschwellige Bewegungsanlässe bieten." Zudem kann es hilfreich sein, einen Termin festzulegen, an dem die ganze Familie sich regelmäßig zusammen bewegt. Den besten Effekt auf das Wohlbefinden hat trotz kühler Temperaturen die Bewegung an der frischen Luft, geeignete Kleidung vorausgesetzt.
Quelle: LWL
Foto: LWL. Alexander Hetke, Leiter der Psychomotorik in der LWL-Universitätsklinik Hamm entwickelt Therapiekonzepte, um die Wahrnehmung und Bewegung von Kindern und Jugendlichen zu fördern.