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Ein gefährlicher Beruf

Die meisten Getöteten seien gezielt ermordet worden, heißt es in der am Dienstag vorgelegten Jahresbilanz der Pressefreiheit der Organisation Reporter ohne Grenzen

Weltweit sind in diesem Jahr mindestens 50 Journalisten und andere Medienschaffende im Zusammenhang mit der Ausübung ihres Berufs getötet worden. Die meisten von ihnen seien gezielt ermordet worden, heißt es in der am Dienstag vorgelegten Jahresbilanz der Pressefreiheit der Organisation Reporter ohne Grenzen. Das gefährlichste Land der Welt für Journalisten war laut dem Bericht das fünfte Mal in Folge Mexiko.

"Kritisch über Korruption, Mafia oder Umweltzerstörung zu berichten, ist in viel zu vielen Ländern lebensgefährlich für Journalistinnen und Journalisten", erklärte der Vorstandssprecher von Reporter ohne Grenzen in Berlin, Michael Rediske. "In Ländern wie Mexiko, Irak oder Pakistan können mächtige Kriminelle, extremistische Gruppen und zum Teil auch korrupte Politikerinnen und Politiker immer noch damit rechnen, mit solchen Verbrechen ungestraft davonzukommen."

Zwei Drittel der Medienschaffenden, die in diesem Jahr bis zum Stichtag am 15. Dezember getötet wurden, starben laut dem Bericht außerhalb von Konfliktregionen. Nur ein einziger wurde demnach im Ausland getötet, alle anderen starben in ihrem jeweiligen Heimatland. Mit der Hinrichtung des oppositionellen Bloggers Ruhollah Sam im Iran am 12. Dezember sei erstmals seit 30 Jahren die Todesstrafe an einem Medienschaffenden vollstreckt worden.

Zusätzlich seien hunderte Journalisten weltweit im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gestorben. Wie viele von ihnen sich infolge ihrer Arbeit mit dem neuartigen Coronavirus infizierten, sei unklar.

Mexiko bleibe mit acht Ermordeten das gefährlichste Land weltweit für Medienschaffende, erklärte Reporter ohne Grenzen. Besonders gefährdet seien jene, die zu den Verbindungen von Drogenkartellen und Politik recherchierten. Die jüngsten Morde seien zudem mit besonderer Brutalität verübt worden. 

Auch im Irak mit sechs getöteten Medienschaffenden und in Afghanistan mit fünf getöteten Medienschaffenden war die Berichterstattung für Journalisten in diesem Jahr sehr gefährlich. Die afghanische Fernsehmoderatorin Malalai Maiwand war eine von zwei Journalistinnen, die in diesem Jahr getötet wurden. Maiwand hatte sich neben ihrer Arbeit für mehr Frauenrechte stark gemacht. 

Als Journalist zu illegalen Drogengeschäften oder anderen kriminellen Machenschaften zu recherchieren, kann laut Reporter ohne Grenzen etwa auch in Indien und Pakistan tödlich sein: In beiden Ländern wurden dieses Jahr jeweils vier Journalisten getötet. Die Leiche eines der in Pakistan Ermordeten wies demnach auch Folterspuren auf.

Die Organisation beklagte die verbreitete Straffreiheit nach Journalisten-Morden. In Honduras, dem für Journalisten zweitgefährlichsten Land Lateinamerikas, hätten die Behörden etwa zu keinem der drei Journalisten-Morde in diesem Jahr ernsthaft ermittelt.

Während die Verantwortlichen hinter der Ermordung von Journalisten nur selten zur Rechenschaft gezogen werden, sitzen laut Reporter ohne Grenzen weltweit mindestens 387 Medienschaffende wegen ihrer Arbeit im Gefängnis. Mehr als die Hälfte von ihnen ist in China, Saudi-Arabien, Ägypten, Vietnam und Syrien inhaftiert. 

isd/ck

© Agence France-Presse