Gewiss, wenn man sich über Probleme aufregt, schafft man auch wieder negative Vibes und vielleicht sogar stärkere, als sie in diesem jenen Moment statthaben, aber der Frust ist doch von der Motivation konnotiert, dass es danach besser würde.
Ok, ich akzeptiere den Vorwurf, dass die Art, in der ich mich über verschiedenen Dinge echauffiere, unangenehm ist. Aber keiner fragt danach, wie sehr es mich nervt, mir also die Art auf den Geist geht, in der so viele alles akzeptieren? Es wird erwartet, dass ich mich anpasse, damit es allen besser geht, aber geht es wirklich allen besser, wenn ich mich verstellen muss? Ich möchte damit nicht die blindlings geführte Wut von Pöbel unterstützen und natürlich muss jemand wie ich auch einen Weg finden, den Frust besser zu kanalisieren, aber warum muss ich immer angepasst sein? Und warum verdammt wirft mir das die angepasste Jugend vor? Müsste es nicht eigentlich andersherum sein? Sollte nicht die Generation der Erwachsenen die Jugend zur Mäßigung aufrufen? Was haben wir falsch gemacht, dass die Jugend unseren Frust nicht mehr vertragen kann? Was ist nur aus unserer Welt geworden?
Wir wollen doch alle ein wenig mehr Frieden und Harmonie, aber das wird nie erreicht werden, wenn wir uns mehr über den Habitus des anderen aufregen, statt über das, was zur Kritik motiviert. Ich bin jedenfalls froh, dass ich heute nicht mehr jung bin. Ich will nicht in einer Welt erwachsen sein, die einem nur noch angepasst sein erlaubt, dessen Ziele nur noch in Geld verdienen und nicht auffallen ihre Erfüllung findet.
Die Verdrängung des Frustes ist doch eine Negation des Fortschritts und Wandels. Ohne Frust kein Ärger und ohne Ärger kein Grund etwas zu ändern. Es nervt, dass, Fortschritt nur noch in Internetgeschwindigkeit oder kleinerer bzw. größerer Gestaltung von Ordinärem besteht. Die 60er gingen gegen den Krieg in Vietnam und für die sexuelle Befreiung auf die Straße, die danach gegen Paragraph 218 oder Atomkraft. Heute glorifiziert man blindlings alternative Energien oder beruflichen Erfolg. Von ernsthafter Veränderung spricht keiner mehr. Man will nicht, dass man generell weniger Energie verbraucht, sondern alles beibehalten wird wie es ist, nur ein bisschen effizienter. Super. Das ist nicht meine Welt, und deshalb freue ich mich, dass ich in 20 oder 30 Jahren irgendwo in der Gosse sitze und sagen kann: Ihr habt es ja so gewollt.
Hoffentlich steckt in diesem persönlichen Artikel genug Stoff für „gute“ Vorsätze an das kommende Jahr 2021. Mit dem Rauchen aufzuhören, darf gerne ein Teil davon sein, aber die „ultima ratio“ ist das nicht. Warum gesund sein, wenn es keine Umstände mehr gibt, in denen man leben möchte?
Bis bald,
Text und Bild: adolf. muenstermann@gmail.com