"Meine guten Wünsche gelten einem der vielseitigsten Künstler, die ich kenne. Malen, Schreiben, Musizieren und Schauspielern gehören nach Ihren eigenen Worten für Sie einfach zusammen.
Sie haben die Kultur in unserem Land im wahrsten Sinne mit aufgebaut – und das gleich dreimal: in beiden Teilen unseres Landes und im wiedervereinigten Deutschland. Gleich nach dem Krieg haben Sie bei Helene Weigel am Schiffbauerdamm angefangen und vor allem in großen DEFA-Filmen der 60er- und 70er-Jahre gespielt.
Der Schauspieler sei ‚Utopienträger‘, haben Sie einmal gesagt. Diese gesellschaftliche Verantwortung des Künstlers haben Sie stets angenommen und öffentlich Stellung bezogen. Mit der Unterzeichnung der Biermann-Petition war Ihre Karriere in der DDR beendet. Sie hatten Charakterstärke bewiesen und waren fortan ein Beispiel dafür, wie man im aufrechten Gang durch das Leben geht.
Ihr Rollenverzeichnis ist ein einmaliges zeitgeschichtliches Dokument. Filme wie ‚Jakob der Lügner‘, ‚Die Manns‘ oder ‚Night on Earth‘ zählen zum kulturellen Erbe unseres Landes. Durch Ihre Zusammenarbeit mit vielen großen Regisseuren wie Fassbinder, Achternbusch, Kluge und Breloer haben Sie dem deutschen Film weltweit zu großer Beachtung verholfen.
Deutsche und internationale Auszeichnungen pflastern Ihren Weg. Sie alle hier aufzuzählen, würde den Rahmen eines Geburtstagsbriefes sprengen.
Auch wenn ich jetzt fast ausschließlich Ihre Schauspielkunst gewürdigt habe, möchte ich Ihre anderen Künste nicht unerwähnt lassen. Für jemanden, der sich in der Musik wie in der Malerei mit derselben Sicherheit und Professionalität bewegt und sich mitteilen kann, sind die Grenzen fließend. Mit allen Ihren Künsten haben Sie die Herzen der Menschen erreicht und zum Nachdenken, zur Überprüfung von Gewohnheiten und Sichtweisen, von Urteilen und Vorurteilen angeregt – hier in Deutschland und in der ganzen Welt."
Titelbild: "Buddenbrooks", Grafik von Armin Müller-Stahl, fotografiert von svb für stadt4.0