Die deutschen Intensivmediziner sagen für ihren Fachbereich noch viele schwierige Monate voraus. "Ich rechne damit, dass wir erst im Sommer von einer nachhaltigen Entspannung auf den Intensivstationen sprechen können", sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Uwe Janssens, der "Rheinischen Post" vom Samstag. "Im ersten Quartal wird die Anzahl der Patienten mit Covid-19 sicher noch über der Marke von 4000 liegen."
Janssens betonte, dass sich erst noch zeigen werde, wie die Feiertage die Lage beeinflusst haben. "Wir werden erst Ende kommender Woche in den Krankenhäusern sehen, wie stark Weihnachten zur Verbreitung von Covid-19 beigetragen hat. Die Effekte von Silvester dann noch deutlich später."
Das Divi-Intensivregister, das bundesweit Daten zur Belegung der Intensivstationen sammelt, hatte am Freitag 5598 Corona-Patienten in intensivmedizinischer Betreuung gemeldet. 3111 von ihnen mussten demnach beatmet werden. Insgesamt waren 21.639 Intensivbetten in Deutschland belegt und 4836 frei.
Janssens sieht angesichts der Lage keine Möglichkeit, den derzeit bis 10. Januar geltenden harten Lockdown tatsächlich zu beenden. "Wir Intensivmediziner raten dringend dazu, bis zu einem Inzidenzwert von unter 25 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner und Woche keine Lockerungen in Aussicht zu stellen", sagte er der "Rheinischen Post".
Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom Samstag liegt die Sieben-Tage-Inzidenz im deutschlandweiten Durchschnitt bei 141,2. Das bedeutet, dass sich binnen sieben Tagen 141,2 von 100.000 Menschen in Deutschland mit Corona angesteckt haben.
Die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder beraten am Dienstag mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über das weitere Vorgehen bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie. Zuletzt hatte es vor allem Stimmen gegeben, die eine Verlängerung des Lockdowns forderten.
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