Der britische Premierminister Boris Johnson hat seine Landsleute auf noch striktere Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie vorbereitet. Es könne sein, dass "in den kommenden Wochen in mehreren Teilen des Landes" schwerwiegendere Maßnahmen ergriffen werden müssten, sagte der Regierungschef am Sonntag dem Rundfunksender BBC. Darunter könne etwa auch eine Schließung der Schulen sein, wie sie im März 2020 bei der ersten Corona-Welle galt.
In Großbritannien grassiert derzeit eine Mutation des Coronavirus, die ersten Erkenntnissen zufolge deutlich ansteckender ist als das Virus in seiner bisherigen Form. Am Samstag wurden 57.725 Neu-Infektionen gemeldet. Dies ist der höchste Wert seit Beginn der Pandemie.
Die Bildung der Kinder sei zwar eine "Priorität", sagte Johnson. Zugleich müsse aber auch die Bedeutung der "neuen Variante des Virus" zur Kenntnis genommen werden. Die Weihnachtsferien wurden in London und im Südosten Englands bereits verlängert. Dort, wo die Schulen geöffnet seien, sollten die Eltern ihrer Kinder aber zur Schule schicken, sagte Johnson. "Das Risiko für die Kinder und die Jugendlichen ist sehr gering." Lehrerverbände dagegen hatten in den vergangenen Tagen auf eine Schließung der noch offenen Schulen gedrängt.
Großbritannien ist eines der am schwersten von der Pandemie betroffenen Länder in Europa. Im Kampf gegen das Virus setzt die Regierung auf eine schnelle Impfkampagne. Ab Montag soll im ganzen Land auch das Vakzin zum Einsatz kommen, das von der Universität Oxford und dem Konzern AstraZeneca entwickelt wurde. Zunächst stehen 530.000 Dosen dieses Impfstoffs zur Verfügung. Insgesamt hat Großbritannien 100 Millionen Dosen bei AstraZeneca bestellt.
Bislang wurden im Vereinigten Königreich bereits mehr als eine Million Dosen des Impfstoffs von Pfizer-Biontech verimpft. Für beide Impfstoffe gilt, dass sie zwei Mal verabreicht werden müssen, um eine volle Wirkung zu entfalten. Die Regierung in London hat aber den Abstand für die Zweit-Impfung um mehrere Wochen nach hinten verschoben, um eine erste Impfung möglichst vieler Menschen zu gewährleisten. Statt nach drei Wochen soll die zweite Impfung nun erst nach bis zu zwölf Wochen erfolgen.
ao/jes
© Agence France-Presse