Auch zwei Jahre nach Inkrafttreten der Mehrwegquote von 70 Prozent für Getränkeverpackungen gibt es bei Händlern und Abfüllern keine Trendwende von Einweg zu Mehrweg. Dies belegt eine aktuelle Umfrage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) unter 37 großen Händlern und Abfüllern. Lediglich real sowie die Brauereien Radeberger und Bitburger gaben an, die Mehrwegquote von 70 Prozent zu erfüllen. Als Konsequenz fordert die DUH von Bundesumweltministerin Svenja Schulze die Einführung einer Abgabe auf klimaschädliche Einweg-Plastikflaschen und Getränkedosen von mindestens 20 Cent zusätzlich zum Einwegpfand. Die gesetzliche Mehrwegquote gilt seit 1. Januar 2019.
"Wir können nicht akzeptieren, dass Händler wie Aldi und Lidl als auch Abfüller wie Coca-Cola, Nestlé und Danone die gesetzliche Mehrwegquote auch zwei Jahre nach Inkrafttreten ignorieren. Bundesumweltministerin Svenja Schulze muss sich fragen lassen, ob sie den umweltpolitischen Takt vorgibt oder Konzerne, die auf Kosten der Umwelt und Gesellschaft mit Einweg-Plastikverpackungen möglichst viel Geld verdienen wollen. Sie darf sich nicht länger auf der Nase herumtanzen lassen und muss die Mehrwegquote durch Sanktionsmaßnahmen umsetzen. Eine Abgabe auf Einweg-Plastikflaschen und Dosen wäre das wirksamste Mittel", sagt die Stellvertretende DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz.
Die DUH vergibt in ihrer Umfrage gemäß des jeweiligen Beitrags zur Erfüllung der gesetzlichen Mehrwegquote rote, gelbe und grüne Karten an Händler und Abfüller. Nur drei Unternehmen gaben an, die Mehrwegquote von 70 Prozent zu erfüllen und erhalten eine grüne Karte. Alle anderen befragten Unternehmen unterschritten die gesetzliche Mehrwegquote oder wollten keine Angaben machen. Davon erhalten drei Unternehmen eine gelbe Karte, weil sie mindestens 50 Prozent Mehrweganteil in ihrem Sortiment haben.
Besonders negativ fielen die Discounter Aldi und Lidl mit null Prozent Mehrweg auf. Sie sind hauptverantwortlich für die milliardenfache Inverkehrbringung von Einweg-Plastikflaschen. Der Marktführer im Bereich Erfrischungsgetränke Coca-Cola unterschreitet mit einem Mehrweganteil von nur 38,8 Prozent deutlich das gesetzliche Mehrwegziel von 70 Prozent. Im Bereich der stillen Mineralwässer enttäuschte Nestlé mit einer Mehrwegquote von nur 13 Prozent auf ganzer Linie. Danone Waters, das in einer Umfrage vor zwei Jahren eine Mehrwegquote von null Prozent angab, wollte sich nun nicht mehr äußern. Ebenfalls nicht äußern wollten sich die großen Saftproduzenten Eckes-Granini und Valensina, auf deren Internetseiten Produkte nahezu vollständig in Einweg-Plastikflaschen und Getränkekartons angeboten werden.
"Dass auch Discounter problemlos
Mehrweg anbieten können, zeigt Netto Marken-Discount. Der
Lebensmitteleinzelhändler bietet immerhin die Hälfte seiner Getränke in
Mehrwegflaschen an. Auch Edeka und Kaufland weisen einen Mehrweg-Anteil
von rund 50 Prozent auf. Damit liegt das Mehrwegangebot zwar über der
Durchschnittsquote des Gesamtmarktes von rund 41 Prozent, allerdings
weit unter dem Zielwert von 70 Prozent im Verpackungsgesetz.
Insbesondere Vollsortimenter wie Edeka und Rewe, die sich Nachhaltigkeit
groß auf die Fahnen schreiben, müssen schnell besser werden. Die
Regionalgesellschaften und Franchisenehmer sollten vor allem
Mehrwegprodukte aus der nahen Umgebung anbieten", fordert der DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer.
Quelle: Deutsche Umwelthilfe e.V.