Erwachsene, bei denen das für den Stoffwechsel günstige braune Fettgewebe entdeckt wurde, litten in einer Big-Data-Studie in Nature Medicine seltener unter kardiometabolischen Erkrankungen. Ein Schutz vor Hochdruckerkrankungen ließ sich bei Mäusen auf eine verbesserte Wirkung des Hormons Angiotensin 2 zurückführen.
Das braune Fettgewebe speichert anders als das weiße Fettgewebe keine Kalorien, es verbraucht sie vielmehr zur Wärmeerzeugung. Die Forscher gingen lange davon aus, dass nur Säuglinge braunes Fettgewebe haben. Der Babyspeck an Hals und Brust schützt sie vor einer Auskühlung.
Mit der Verbreitung der Positronen-Emissions-Tomografie (PET) wurde jedoch klar, dass auch viele Erwachsene braunes Fettgewebe haben. Bei der 18F-FDG-PET, die Tochtergeschwülste anhand der vermehrten Glukoseaufnahme erkennt, „leuchtet“ das braune Fettgewebe regelmäßig am Hals auf, da es für die Wärmegewinnung ebenfalls Glukose verwendet.
Die Onkologen notieren diesen Befund regelmäßig in den Krankenakten, weil es die Sensitivität der 18F-FDG-PET einschränkt: Braunes Fettgewebe kann vor allem in den Achselhöhlen Tumorabsiedlungen verdecken. Von den 53.475 Patienten, bei denen am Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York im Rahmen der Tumordiagnostik eine 18F-FDG-PET angefertigt wurde, hatten 5.070 Patienten (9,5 %) braunes Fettgewebe.
Paul Cohen vom Rockefeller University Hospital, der die Daten ausgewertet hat, geht davon aus, dass der Anteil in Wirklichkeit noch höher ist. Die Onkologen bitten die Patienten nämlich, Kälteexposition, Bewegung und Koffein zu vermeiden, um die Stoffwechselaktivität im braunen Fettgewebe niedrig zu halten.
Die Studie zeigt, dass Menschen mit braunem Fettgewebe einen gesünderen Stoffwechsel haben. So hatten nur 4,6 % der Patienten mit braunem Fettgewebe Diabetes (II) verglichen mit 9,5 % der Menschen, die kein nachweisbares braunes Fettgewebe hatten.
Auch eine Dyslipidämie (18,9 versus 22,2 %) war seltener. Menschen mit braunem Fettgewebe litten auch seltener an Herz-Kreislauf-Erkrankungen einschließlich Vorhofflimmern/-flattern (2,8 versus 3,7 %), koronarer Herzkrankheit (3,1 versus 5,0 %), zerebrovaskulären Erkrankungen (2,1 versus 3,1 %), Herzinsuffizienz (1,1 versus 2,1 %) und einer Hypertonie (26,8 versus 29,6 %).
Der letzte Befund machte die Forscher stutzig, da ein Schutz vor einer Hypertonie bisher nicht mit dem braunen Fettgewebe in Verbindung gebracht wurde und es keine direkten pathogenetischen Zusammenhang zwischen Insulin/Glukose und dem Blutdruck gibt. Die Forscher haben deshalb nähere Untersuchungen an Mäusen durchgeführt, denen das Gen PRDM16 fehlt, das auch beim Menschen die Bildung des braunen Fettgewebes steuert.
Knock-out-Mäuse ohne PRDM16 bilden kein braunes Fettgewebe – und sie haben einen erhöhten Blutdruck. Die näheren Untersuchungen ergaben, dass die Wirkung von Angiotensin 2, das im Kreislauf für einen ausreichenden Blutdruck sorgt, bei den Knock-out-Mäusen verstärkt war. Cohen vermutet, dass auch bei Menschen mit braunem Fettgewebe die Wirkung von Angiotensin 2 vermindert ist. Dies würde helfen, den Blutdruck niedrig zu halten.
Quelle: rme/aerzteblatt.de
Foto: /Nele, stock.adobe.com