Münster - Nach der Diagnose Krebs fiel Jutta Ideler nicht aus allen Wolken. „Warum soll es immer nur die anderen treffen?“, ahnte die 59-Jährige aus Vechta bereits, dass etwas nicht stimmte, als ihr beim Duschen eine handgroße Schwellung am rechten Oberschenkel auffiel. Der Hausarzt schickte sie zur Computertomografie. In der Bildgebung wurde die bösartige Veränderung sichtbar.
Ideler litt an einer aggressiven Form von Lymphdrüsenkrebs. Dank einer innovativen CAR-T-Zell-Therapie in der Medizinischen Klinik A im Hämatoonkologischen Zentrum des Universitätsklinikum Münster (UKM), das jetzt durch die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert wurde, geht es ihr heute wieder gut.
„Bei der CAR-T-Zell-Therapie werden körpereigene
Abwehrzellen, die T-Zellen, im Labor so verändert, dass sie die
Krebszellen direkt angreifen können, und dem Patienten dann über eine
Infusion wieder zugeführt“, erklärt Dr. Birte Friedrichs, Oberärztin in
der Medizinischen Klinik A. CAR steht dabei für Chimeric Antigen Receptor,
weil die modifizierten Abwehrzellen antigenspezifische Rezeptoren
besitzen, mit denen sie Krebszellen gezielt aufspüren und vernichten
können.
Die Nebenwirkungen der Therapie waren bei Jutta Ideler gering. „Ich hatte nur etwas Fieber und Kopfschmerzen. Nichts im Vergleich zur Hochdosis-Chemotherapie – die war wirklich kein Spaziergang“, erinnert sich die Kindergarten-Leiterin an die schwierige Zeit nach der Erstdiagnose 2016 und vor allem nach dem Wiederauftreten der Erkrankung vor drei Jahren. Nach einem erneuten Rückschlag im vergangenen Jahr machten sie die behandelnde Onkologin und die Ärzte des Osnabrücker Krankenhauses auf die Möglichkeit der CAR-T-Zell-Therapie aufmerksam und schickten sie nach Münster.
„Wir freuen uns, diese moderne
Behandlungsoption inzwischen seit über einem Jahr für Patienten mit
einem schweren Krankheitsverlauf anbieten zu können“, sagt Prof.
Christoph Schliemann, Leiter des UKM Hämatoonkologischen Zentrums,
in dem die Spezialisten der unterschiedlichen Fachbereiche bei der
Betreuung und Versorgung von Patienten mit bösartigen Erkrankungen des
blutbildenden Systems eng zusammenarbeiten.
Damit zählt das zum WTZ
(Westdeutsches Tumorzentrum) Münster gehörende Zentrum zu den ersten
deutschlandweit, die das Verfahren einsetzen. „Die CAR-T-Zell-Therapie
benötigt umfangreiche Erfahrung bei der Behandlung der Grunderkrankung,
beim Umgang mit den Zellen sowie in der Behandlung möglicher
Nebenwirkungen“, betonen auch Prof. Georg Lenz, Direktor der Medizinischen Klinik A,
und KMT-Leiter Prof. Matthias Stelljes.
Die nun erfolgte Zertifizierung durch die DKG sei ein wichtiger Nachweis für die Patienten, dass das Zentrum die hohen Qualitäts- und Sicherheitsansprüche für die Durchführung modernster Therapien und innovativer Studien erfüllt. „Ich habe mich bestens versorgt gefühlt“, bestätigt auch Jutta Ideler, der es inzwischen so gut geht, dass sie seit letztem Oktober wieder im Kindergarten arbeiten und auch endlich wieder die schmackhafte Küche ihres Mannes genießen kann.
Quelle: ukm/lie
Foto: Symbolbild. National Cancer Institute/ Unsplash