Wer ein bisschen genauer hinschaute,
der konnte sogar die Werbetafeln erkennen: Das ist auf einer
Einkaufsstraße nicht unbedingt verwunderlich, aber dass die
Ludgeristraße gleich in die münsterschen Arkaden passt, hätte wohl
kaum jemand gedacht. Um die Fragen zu beantworten: Natürlich nur in
Miniatur.
Allerdings war auch schon die Miniatur
gewaltig: Sieben Meter lang, 430 Kilo schwer – und 843 Eier. Eier?
Ja, richtig gelesen: Eier. Denn die gehören einfach in einen Kuchen.
Denn anlässlich des 50. Jahrestages der Ludgeristraße als
Einkaufsmeile hatte sich niemand lumpen lassen – und es wurde
kurzerhand die gesamte Straße als Kuchen im Original nachgebacken.
Dabei hatte sich Tortendesignerin Grit Vaccarisi selber übertroffen:
Sogar die Ludgerikirche am Ende der Straße strahle auf der langen
Kaffeetafel. „Die ist aber nicht zum essen.“ Sonst gab sich die
die Meisterin des Tortenhebers zufrieden: „Und natürlich soll die
Ludgeristraße aufgegessen werden.“ Denn Oberbürgermeister Markus
Lewe hatte durchaus so sein Schwierigkeiten, das Meisterwerk
anzuschneiden – was nicht nur an der eingebackenen Pappebenen zur
Stabilisierung lag. „Ich habe schon viele Torten angeschnitten,
aber das in den Arkaden hat mich einfach überwältigt.“ Doch
Vaccarisi alias Lady Biskuit forderte: „Einfach anschneiden, der
Kuchen muss gegessen werden, sonst wird er schlecht.“
Das ließen sich die zahlreichen Gäste der Eröffnungsfeier des Partywochenendes auf der Ludgeristraße nicht zwei Mal sagen: Weit über 2000 Stück, mal mit Zitrone, mal mit Schokolade, wurden an die Münsteraner verteilt. Andreas Theurich, Manager der Arkaden, war ebenfalls vollkommen hin und weg von dem Werk der Konditorin. „Alles begann damals mit einer Idee und eigentlich sollten es auch nur ein paar Gebäude werden.“ Was daraus geworden sei, habe ihn umgehauen. „Damals gab es die Arkaden noch nicht, es war noch ein riesiges Sparkassengebäude.“ Auch Antenne Münster, die live das Anschneiden begleiteten, hatten eine besondere Beziehung zur Ludgeristraße und dem Arkaden. „Damals, als es die Arkaden noch nicht gab, haben wir aus dem Gebäude unsere erste Sendung als Antenne Münster über den Äther geschickt“, hieß es von den Moderatoren.
Doch das war den Besuchern zumindest augenscheinlich egal: Sie genossen die kulinarische Köstlichkeit und den ungewöhnlichen Anblick: Handys wurden gezückt, Erinnerungsbilder gemacht, denn sicher wird es noch einmal 50 Jahre dauern, bis es so einen Kuchen noch einmal gibt. „Vielleicht wird es dann eine Pizza? Oder Pumpernickel, ganz westfälisch“, lachte eine Besucherin.
Fotos: wolf