Hallo Zusammen,
zum 58. Wissenschaftlichen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE)! Im vergangenen Jahr musste Ihr Kongress durch den Ausbruch der Corona-Pandemie leider ausfallen. Dieses Jahr treffen Sie sich digital – das begrüße ich sehr! Denn Ihre wissenschaftliche Arbeit ist enorm wichtig für uns.
Mit Ihrem wissenschaftsbasierten, politisch unabhängigen Ansatz sind Sie ein äußerst geschätzter Partner für Entscheidungsträger und Verantwortliche in der Ernährungswissenschaft, in Praxis und Politik. Sie fassen die ernährungswissenschaftliche Expertise zusammen und sorgen dafür, dass diese fundierten Kenntnisse ankommen in der Gesellschaft. Denn bei Ernährungsfragen, da löst – gerade auch in den Medien – oft eine Mode die andere ab.
Da sind Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen der DGE, so etwas wie der Fels in der Brandung. Sie laufen keinen Trends hinterher. Das ist wichtig, gerade im Moment: Kantinen sind geschlossen, und das Schulessen fällt aus. Viele von uns beschäftigen sich jetzt mehr denn je mit der Zubereitung von Mahlzeiten.
Gleichzeitig legen Sie, die Expertinnen und Experten der DGE, den Finger in die Wunde: Ihr jüngster Ernährungsbericht zeigt zum Beispiel, dass weiterhin zu viele Erwachsene übergewichtig sind. Sie kennen die Zahlen: Bei den 18- bis 65-Jährigen sind es fast 60 Prozent der Männer und rund 37 Prozent der Frauen. Hier müssen wir weiter gegensteuern.
Ich setze dabei auf eine ganzheitliche Ernährungspolitik mit Ernährungsbildung, um die Ernährungskompetenz zu stärken, mit einer Veränderung der Ernährungsumgebung, damit die gesunde Wahl zur einfachen Wahl wird, und mit Ernährungsforschung.
Ich sage auch: Eine gesundheitsförderliche und nachhaltige Ernährung muss überall möglich sein. Wir müssen dafür sorgen, dass sie im Alltag auch machbar ist. Deshalb setzen wir auf Selbstverpflichtungen der Lebensmittelbranche. Und da, wo es notwendig ist, auch auf Rechtsetzung – mit Beschränkungen, bis hin zu Verboten.
Wir haben in dieser Legislatur zwei wichtige Erfolgsgeschichten in Sachen Ernährung: Die erste ist die Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten. Erste Monitoring-Ergebnisse zeigen: In allen untersuchten Produktgruppen wurden Zucker- oder Energiegehalte nachweislich reduziert. Das ist ein wichtiger Erfolg!
Die zweite Erfolgsgeschichte ist der Start des Nutri-Scores. Er steht in engem Zusammenhang mit der Reduktionsstrategie, weil Unternehmen durch ihn auch den Anreiz bekommen, Zucker, Salz und Fette zu reduzieren. Diese Erfolge können für die Kunden sichtbar werden – durch den Nutri-Score. Und er läuft: Gerade hat wieder eine der großen Supermarkt-Ketten angekündigt, die Eigenmarken in Zukunft mit dem Nutri-Score zu kennzeichnen.
Sowohl bei der Reduktionsstrategie als auch beim Nutri-Score gab und gibt es enge Berührungspunkte zur Ernährungswissenschaft. Vom wissenschaftlichen Monitoring und dem Begleitgremium bei der Reduktionsstrategie bis hin zum Algorithmus des Nutri-Scores: Ich habe die ernährungswissenschaftliche Expertise insbesondere des Max Rubner-Institutes intensiv eingebunden. Aber auch von weiteren Einrichtungen: Die DGE etwa ist im Begleitgremium ebenfalls vertreten.
Und sie hat eine noch prominentere, ebenfalls ganz aktuelle Bedeutung für unsere Ernährungspolitik, denn auch die Überarbeitung der DGE-Qualitätsstandards haben wir unterstützt. Damit eine ausgewogene, nachhaltige Ernährung einfacher wird, überall dort, wo es um die Gemeinschaftsverpflegung geht. Und Sie wissen: Ich setze mich dafür ein, dass Ihre Standards in Schulen bundesweit verpflichtend werden.
Wir haben viel geschafft! Ich versichere Ihnen: Wir bleiben dran! Ich bin gespannt, welche ernährungswissenschaftlichen Erkenntnisse uns bei diesem Kongress erwarten. Ich wünsche Ihnen einen guten Austausch!
Julia Klöckner (via Videobotschaft) vom 19. Februar 2021
Bild: BMEL