Warendorf (fn-press). Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) hat in den vergangenen Tagen alle deutschen Teilnehmer des Turniers kontaktiert und darüber aufgeklärt, welche Infektionsschutzmaßnahmen auf der Heimreise sowie nach der Reiserückkehr zu beachten sind. Leider steht auch fest, dass nach aktuellem Stand vier deutsche Pferde dem Virus zum Opfer gefallen sind. Um eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern, hat der Weltreiterverband FEI fast alle internationalen Turniere in zehn europäischen Ländern bis einschließlich 28. März 2021 abgesagt und empfiehlt den nationalen Verbänden, auch alle weiteren Turniere abzusagen. Dies setzt die FN nun um.
Nationale Veranstaltungen:
In Abstimmung mit den Landespferdesportverbänden werden in Deutschland
ab sofort alle nationalen Pferdesport-Veranstaltungen bis einschließlich
28. März 2021 abgesagt. Darüber hinaus schließt das DOKR den
Bundesstützpunkt in Warendorf für externe Pferde und sagt alle zentralen
und dezentralen Sichtungslehrgänge sowie das
HGW-Bundesnachwuchschampionat der Springreiter ab. In Abstimmung mit den
Zuchtverbänden werden auch die im März anstehenden Sportprüfungen für
Hengste und Körungen verschoben. Die FN sowie ihre Mitglieds- und
Anschlussverbände empfehlen dringend, alle sonstigen Veranstaltungen,
bei denen Pferde aus verschiedenen Beständen zusammenkommen, abzusagen.
Laufende Veranstaltungen sollen gestoppt werden. Diese Maßnahmen sind
erforderlich, um einer Ausbreitung des Virus vorzubeugen. Das Training
im heimischen Verein oder Betrieb ist davon ausgenommen, auch wenn dazu
das Pferd transportiert werden muss.
Internationale Turniere:
Die FEI spricht bei dem Ausbruch in Valencia von dem schlimmsten und
aggressivsten EHV-Ausbruch der vergangenen Jahrzehnte. Um die weitere
Verbreitung des Virus zu verhindern, hat der Weltreiterverband
vorsorglich die allermeisten internationalen Turniere in Frankreich,
Spanien, Portugal, Belgien, Italien, Österreich, Polen, den
Niederlanden, Deutschland und der Slowakei bis einschließlich 28. März
2021 abgesagt. Mehrwöchige Touren in Vejer de la Frontera (ESP),
Vilamoura (POR), San Giovanni in Marignano (ITA) und Gorla Minore (ITA),
zu denen die Reiter und Pferde bereits angereist sind, sollen jedoch
weiter stattfinden. Allerdings unter strengsten
Infektionsschutzmaßnahmen. Die Fortführung dieser Turniere dient dazu,
große Rückreise-Wellen zu verhindern. Es dürfen jedoch keine neuen
Pferde anreisen. Abreisen dürfen weiterhin nur Pferde, die keine
Symptome vorweisen und für die ein Gesundheitszertifikat der örtlichen
Veterinärbehörde ausgestellt wurde. Zudem müssen diese Pferde im
Heimatstall separiert werden. Die FN rät allen Reiserückkehrern, Kontakt
zu ihrem zuständigen Amtsveterinär aufzunehmen, um weitere
Infektionsschutzmaßnahmen abzustimmen.
Rückblick:
Bereits in der vergangenen Woche haben Weltreiterverband und FN alle
Pferde, die seit dem 1. Februar an Turnieren in Valencia teilgenommen
haben, für weitere Turnierteilnahmen gesperrt. Erst wenn diese Pferde
auf das EHV-1 getestet wurden und das Testergebnis negativ ausgefallen
ist, dürfen diese Pferde wieder an Turnieren teilnehmen. Die Besitzer
der Pferde müssen der FEI sowie der FN die Untersuchungsergebnisse
vorlegen, um wieder eine Startberechtigung für diese Pferde zu erhalten.
Diese Sperre gilt ausschließlich für die betroffenen Pferde, nicht
jedoch für die Reiter, die mit anderen Pferde weiterhin an Turnieren
teilnehmen könnten. Gleichwohl hat die FN sie darauf hingewiesen, dass,
so lange die Situation im Heimatbetrieb in Bezug auf das Vorkommen des
Equinen Herpesvirus nicht geklärt ist beziehungsweise als unbedenklich
eingestuft wurde, auch von Turnierstarts mit weiteren Pferden, die nicht
in Valencia waren, abgesehen werden sollte.
Bisherige Maßnahmen:
Pferde, die in Valencia keine Symptome einer Erkrankung, wie etwa
Fieber, zeigten, durften das Turniergelände verlassen und nach Hause
gebracht werden. Da das Equine Herpesvirus in Deutschland nicht anzeige-
oder meldepflichtig ist, gibt es dazu keine seuchenrechtlichen Vorgaben
der Veterinärbehörden. Die FN hat die betroffenen Reiter dennoch zu
erhöhter Vorsicht aufgerufen und über erforderliche Hygienemaßnahmen
aufgeklärt. Dazu zählt, dass die Pferde bei einer möglichen Einstallung
auf der Heimreise und bei der Ankunft im heimischen Stall
vorsichtshalber von anderen Pferden zu separieren sowie weitere
Hygienemaßnahmen gemäß FN-Hygieneleitfaden zu ergreifen sind. Diese
Informationen ergingen zunächst an die deutschen Teilnehmer der Turniere
in Valencia, Oliva und Vejer. Derzeit werden auch die in Deutschland
beheimateten ausländischen Reiter, die in Spanien sind bzw. waren,
identifiziert und benachrichtigt. Wichtig für alle Reiserückkehrer ist
ebenfalls, dass sie ihre Pferde gut beobachten und regelmäßig Fieber
messen, um mögliche Symptome schnell erkennen und behandeln zu können.
Informationen zum Equinen Herpesvirus:
Da das EHV-1 in Deutschland nicht anzeige- oder meldepflichtig ist,
gibt es keinen exakten Überblick darüber, wo es derzeit Ausbrüche gibt.
Nach aktueller Kenntnis der FN sind aktuell vor allem die Turnierställe
derjenigen Reiter betroffen, die in Valencia waren, nicht jedoch eine
große Zahl von Vereinen und Betrieben im Freizeit- bzw. Amateurbereich.
Fakt ist, dass es unabhängig von den Vorkommnissen in Valencia in den
Wintermonaten regelmäßig zu Herpes-Fällen kommt, da das Virus in der
Pferdepopulation weit verbreitet ist. Wichtig ist deshalb immer,
unabhängig von dem aktuellen Ausbruchgeschehen, bestimmte Hygieneregeln
im Pferdestall einzuhalten. Hilfreich ist dabei, dass derzeit aufgrund
des Corona-Lockdowns ohnehin in den Pferdeställen besondere Hygiene- und
Infektionsschutzmaßnahmen eingehalten werden müssen. Darüber hinaus
sollten in jedem Stall in Bezug auf die Pferde folgende Punkte immer
beachtet werden:
• Die Gesundheit der Pferde täglich überprüfen (Fressverhalten, Gesamteindruck)
• Bei Kenntnis von Ausbrüchen in der Umgebung regelmäßiges Fiebermessen
•
Bei Symptomen, wie etwa Fieber, Abgeschlagenheit, Husten und
Nasenausfluss, das erkrankte Pferd von anderen Pferden separieren und
einen Tierarzt hinzurufen.
• Mit erkrankten Pferden oder
augenscheinlich gesunden Pferden aus Betrieben, in denen kranke Pferde
stehen, nicht zu Turnieren oder anderen Veranstaltungen fahren.
•
Ausschließliches Benutzen der eigenen Ausrüstung (Eimer, Halfter,
Stricke, Decken, usw.), also Pferde nicht aus gemeinsamen Tränken
trinken lassen und nur aus dem eigenen Eimer fressen lassen.
•
Immer dann, wenn mehrere Pferde aus unterschiedlichen Ställen
aufeinandertreffen, steigt der Infektionsdruck. Deshalb sollten neue
Pferde, die in einen Stall kommen, zunächst isoliert und der gesamte
Bestand genau beobachtet werden.
• Auch Menschen können das Virus
über Hände, Kleidung und Ausrüstungsgegenstände weitertragen, deshalb
sind hier Hygiene und Desinfektion besonders wichtig.
Equine
Herpesvirusinfektionen verursachen keine auf Menschen übertragbaren
Krankheiten. Bis zu 80% aller Pferde tragen das Virus in sich. Häufig
verläuft die Infektion symptomlos. Einmal infizierte Pferde tragen das
Virus aber quasi unsichtbar (‚latent‘) weiter in sich und es besteht
keine Möglichkeit, diese Pferde wieder Herpesvirus-frei zu bekommen.
Ausbrüche des Virus zeigen sich meistens in Form eines fiebrigen Infekts
der oberen Atemwege (sog. Respiratorische Form). Nicht selten laufen
diese Infekte unbemerkt ab. Besonders gefürchtet ist jedoch die seltene,
neurologische Ausprägung der Erkrankung, die über Bewegungsstörungen
(Ataxie) zum Festliegen und damit häufig zum Tod des Pferdes führen
kann. Der Spätabort bei tragenden Stuten ist eine weitere von Züchtern
gefürchtete Ausprägungsform der Viruserkrankung.
• Mehr Informationen zum Thema Hygiene im Stall und auf dem Turnier gibt es hier: www.pferd-aktuell.de/veterinaermedizin/hygiene/hygiene-in-stall-und-auf-turnier
• Der Hygieneleitfaden der FN steht hier als Download zur Verfügung: www.pferd-aktuell.de/shop/broschuren-formulare-vertrage-unterrichtsmaterial/veterinarmedizin/hygieneleitfaden-pferd-download.html
• Die Hinweise zum Umgang mit nicht gesetzlich geregelten Infektionskrankheiten stehen hier als Download zur Verfügung: www.pferd-aktuell.de/shop/broschuren-formulare-vertrage-unterrichtsmaterial/veterinarmedizin/hinweise-zum-umgang-mit-nicht-gesetzlich-geregelten-infektionskrankheiten-download.html
Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V. (FN)