Wenn einem das närrische Blut durch die Adern fließt, kann man die fünfte Jahreszeit kaum erwarten. Immer wieder wandert der Blick in den Kleiderschrank, man prüft mit schnellem Blick das Kostüm und ob der Wohlstandsbauch noch hineinpasst. Gerade in der Hochburg Köln, wo Europas größter Straßenkarneval gefeiert wird mit über einer Million Besuchern in der Domstadt, ist die Begeisterung deutlich zu spüren.
Auch Münster hat sich der Narretei verschrieben. Anders, zugegeben und sicher nicht vergleichbar mit Köln oder Düsseldorf, aber immerhin klein und fein. So sehen sich die Münsteraner. Doch während bereits am 11.11. um 11 Uhr 11 die wilde Zeit eröffnet wurde, ging es in Münster deutlich ruhiger zu. Aber dennoch lohnte sich ein deutlicher Blick auf die Stadt: Denn überall wurden die Maskottchen der Karnevalsgesellschaften begrüßt.
Ein paar Beispiele gefällig? Die Bösen Geister übernahmen schon traditionell eine Tierpatenschaft im Zoo, dieses Mal durfte es eine Giraffe sein. Die Schlossgeister jagten ihrem Maskottchen, dem Geist hinterher und mussten ihn einfangen. Die Witten Müse (Weißen Mäuse, in Anlehnung an die frühen Motorradstaffeln der Polizei) holten Carolus Piep aus dem Mühlenhof. Dem ging es allerdings nicht so berauschend. „Überanstrengung“ lautete die Diagnose. Auch die Unwiesen konnten ihren Uhu wieder begrüßen, und die Narrenzunft vom Aasee ließ es krachen: Mit dem Motorrad wurde der Klabautermann aus dem Aasee in die diesjährige Session gebracht.
Auch an den Stadträndern wird Karneval gefeiert: Der Coerder Carnevalsclub zeigte seinen Sammlerordner, der jedes Jahr ein münstersches Original zeigt. Dieses Mal fiel die Wahl auf Dr. Reiner Klimke, den olympischen Reiter.
Und doch fehlte etwas: Der prunkvolle Start in die Session. Aber wer will schon an einem Montag feiern, wenn doch der Chef so gar kein Verständnis für die Narretei hat? Also steht das kommenden Wochenende ganz im Zeichen des Karnevals. Denn der Bund Münsterscher Karneval und die Prinzengarde werden den neuen Stadtregenten um 11.11 Uhr auf dem Prinzipalmarkt proklamieren.
Und Prinz Thorsten II. liegt schon auf der Lauer. „Es
wird eine spannende Session“, ist sich das närrische
Stadtoberhaupt sicher. Er will seine Zeit voll auskosten. Also
stattete er Amtskollegen Markus Lewe erst einmal einen
Besuch ab. Und der hatte es in sich. Denn das zukünftige
Stadtoberhaupt hatte einige gute Tipps für Lewe parat. Hafencenter
und das dazu passende Gerichtsurteil war dabei nur die Spitze des
Eisberges: „Tempo 30 in der ganzen Stadt: Das ist der Beweis für
die närrischen Fähigkeiten des Oberbürgermeisters“, unkte
Stadtprinz Thorsten.
Fotograf: Wolfram Linke Bildzeile: Auch am Stadtrand feierte der Coerder Carnevals-Club seinen Sessionsauftakt