Das Ergebnis täuscht: Münster verliert mit nur 2:3 (0:2) gegen Köln, aber es hätte schlimmer kommen können und ein Remis wäre unverdient gewesen. Münster zeichnete sich vor allem durch Ineffizienz und Ideenlosigkeit aus. Es fehlte der letzte Funke Überzeugung das Spiel gewinnen zu können und vor allem zu wollen. Wunderlich? Nein! Hübscher erwartete eine Kölner Mannschaft mit einem Lauf, Glück und hoher individueller Klasse. Das konnte man ahnen: Nach nur 8 Minuten steht es zudem schon 1:0 für Köln, durch Mike Wunderlich. Was also ging schief?
Nach der Niederlage gegen Rostock am letzten Spieltag und dem Aus im Westfalenpokal in der vergangenen Woche sprach einiges gegen den SC Preußen. Doch Hübscher gab sich bei der Pressekonferenz am Freitag vor dem Spiel gegen Victoria Köln noch positiv. Am Sonntag habe er ein ernstes Wörtchen mit der Mannschaft gesprochen und man habe intensiv trainiert. Das Positive wolle er hervorheben und nicht das Haar in der Suppe finden. Das fanden dafür die 5.200 Fans, die von der Sonne beschienen wurden. Ungefähr hundert davon kamen aus Köln. Sie brachten eine ordentliche Stimmung an die Hammer Straße mit.
Münster spielte von links nach rechts. Auffällig war vor Anpfiff, dass die Kölner rund eine halbe Minute länger zusammen im Kreis standen und sich auf das Spiel einschworen. Anfangs versuchte Münster tatsächlich schnell das Spiel unter Kontrolle zu bringen. Man ging früh drauf, auch vorne und störte den Gegner schnell. Pressing. Nach zwei Minuten hatte auch schon der Abwehrspieler Rossipal die erste Torchance. Die erste Ecke gab es nach 5 Minuten. Und es sollten viele folgen. Brandenburger hätte schon das 1:0 mit dem Kopf erzielen können. Doch viele kleine Fehlpässe, kein langer Ballbesitzt, keine zündenden Ideen markieren die ersten Minuten, auf beiden Seiten und im Endeffekt das gesamt Spiel.
Doch dann tauchen die Kölner in der sechsten Minute zum ersten Mal vor dem Münsteraner Tor auf. Der Toptorjäger Bunjaku kam frei vor dem Tor zum Abschluss aber der Winkel war zu spitz. Glück gehabt. Aber nicht lange, denn Köln war in Münster angekommen. Man hielt den Ball lange in den eigenen Reihen und so passte Gottschling zu Bunjaku, der zu Wunderlich und es stand 1:0. Hübscher stand da, an die Bande gelehnt, mit beiden Händen in den Hosentaschen. Innerlich muss er brodeln, denn jetzt sah er wie sich seine junge Mannschaft durch den frühen Treffer verunsichern ließ. Kontrolle über dieses Spiel konnte immer noch keiner übernehmen, aber die Kölner waren gnadenlos effizient. Ganz anders als die Preußen und ihre Ecken.
Dann kam es wieder Schlag auf Schlag. Innenverteidiger Erdogan ließ sich kinderleicht den Ball abluchsen. Niehues konnte den Torschuss halten. Dann wurde es unübersichtlich. Wunderlich schoss aus spitzem Winkel aufs Tor. Gehalten! Nachschuss. Tor! Niehues fühlte sich nicht angesprochen, lässt den Winkel zu weit auf und auch der zusätzliche Preuße im Tor konnte das Chaos nicht verhindern, weil er mit einer Flanke rechnete: 2:0 nach 18 Minuten! Mit der Leistung war keiner der Münsteraner Zuschauer zufrieden und auch der Trainer nicht. Und immer wieder diese harmlosen Ecken.
Nach 30 Minuten dann ein Hoffnungsschimmer: guter Pass vom erfolglosen Dauereckenschützen Pires auf Erdogan. Machte er den Fehler wieder wett? Nein! Er zimmerte den Ball über die Latte. Die Partie ist zerfahren, aber sobald Köln in der Münsteraner Hälfte war – und das waren sie selten – hielten die Fans den Atem an. Und wahrscheinlich auch Hübschers Spieler, denn sie hatten zu viel Respekt vor harten Zweikämpfen. Schockstarre. Diese wollte Hübscher ihnen doch nehmen. „Widerstände überwinden“, hieß es in der PK. Dotchev würde nach dem Spiel den SCP „aggressiv“ nennen, doch Hübscher widersprach ihm daraufhin völlig zu recht. Die Adler waren passiv und nicht entschlossen genug, weder hinten, noch vorne, noch im Zweikampf in der Mitte. Immer wieder mussten sie das Tempo herausnehmen bei einem gut getakteten Kölner Umschaltspiel. Dotchev nannte es einen Arbeitssieg und sogleich das schwerste Spiel seiner Elf in der Saison.
Laufen. Laufen sollten die Preußen. Am besten zwölf Kilometer pro Spiel. Laufen kann man im Fußball messen, meinte Hübscher. Jetzt liefen sie, aber man muss den Gegner auch angehen und nicht nur nebenher rennen. Wenn es mal klappte dann rannten sofort fünf, sechs Kölner auf den einsamen Preußen zu. Dann war Litka buchstäblich alleine – gegen drei Kölner – vor dem Tor. Hackentrick ins nirgendwo. Wenig später pfiff Zorn die erste Halbzeit ab. Die Spieler ernten jedenfalls den Zorn der eigenen Fans, denn diese pfiffen auch. Münster sollte dieses Spiel in der ersten Hälfte verlieren, denn da habe man gepennt, so der Trainer nach dem Spiel.
Die zweite Hälfte begann mit einer Kölner Ecke und weiteren Torchancen. Kein gutes Zeichen. Während in den Rängen Pyrotechnik lodert, kommt auf dem Platz kein Feuer zu stande. Das sollte Özcan ändern, während sein Trainer in der 70. Minute grübelt auf der Bank saß. Dann gab es gab Ecke für Köln. Schlecht geklärt. Bunjaku hatte einen Fehlpass ausgenutzt und es stand 3:0. Münster schien sich nun aufzugeben.
Dann musste selbst Niehues mitspielen. Doch er machte das gut. Pires auf Dadashov. Tor! Schon im Training sei er positiv aufgefallen. Anschlusstreffer in der 78. Minute. Es stand nur noch 1:3. Wenig später war Dadashov plötzlich alleine vor dem Tor. Pass zum eingewechselten Mörschel. Drüber! Der hätte drin sein müssen. Dann aber wenig später. Der gute Schauerte flankte auf Mörschel. Der saß: Tor! Es stand nur noch 3:2! Die Fans waren wieder da. Aber außer zwei aussichtsreichen Freistößen, die Özcan nicht verwerten konnte, passierte nicht mehr viel nach der 87. Minute. Innerhalb der vier Minuten Nachspielzeit sah Scherder noch gelb-rot wegen Meckerns.
Für Münster geht es jetzt nach Halle an der Saale. Man ist Tabellensechzehnter und mit acht Punkten punktgleich mit dem Tabellenachtzehnten. Aber auf die Tabelle will Hübscher nicht schauen.
Foto: Pixabay