Papst Franziskus ist von seinem historischen Besuch im Irak zurückgekehrt. Das Oberhaupt der katholischen Kirche reiste am Montag per Flugzeug von Bagdad nach Rom. Die Reise des Papstes war geprägt von symbolisch wichtigen Gesten. Franziskus sprach den im Irak massiv bedrängten christlichen Gemeinden Mut zu. Am letzten Abend seines Besuchs traf er zudem den Vater des toten syrischen Flüchtlingsjungen Alan Kurdi. Der Iran lobte den Besuch des Papstes als "konstruktiv".
Am Sonntagabend hatte der Papst den offiziellen Teil seiner Reise mit einer emotionalen Predigt beendet. "Der Irak wird immer in meinem Herzen bleiben", sagte Franziskus während eines Gottesdienstes vor tausenden Gläubigen in Erbil, der Hauptstadt der kurdischen Autonomieregion im Nordirak. "Während meiner Zeit mit euch habe ich Stimmen des Leidens und des Verlusts gehört, aber auch Stimmen der Hoffnung und des Trosts", sagte Franziskus. "Jetzt rückt die Zeit für meine Rückkehr nach Rom näher."
Ebenfalls am Sonntag sprach Franziskus mit dem Vater des toten Flüchtlingsjungen Alan Kurdi. Ein vom Vatikan veröffentlichtes Foto zeigt, wie der Papst dem Vater seinen Segen spendet. "Der Papst hat lange mit Abdullah Kurdi gesprochen und konnte den Schmerz eines Vaters hören, der seine Familie verloren hat", erklärte der Vatikan. Das Bild des toten syrischen Flüchtlingsjungen am Strand nahe des türkischen Ferienorts Bodrum war im September 2015 um die Welt gegangen.
In einer symbolisch wichtigen Geste besuchte der Papst am Sonntag auch die nach dem Ende der IS-Herrschaft verbliebenen Christen in Mossul. Vor den teilweise eingestürzten Mauern der über tausend Jahre alten Kirche der Unbefleckten Empfängnis bat Franziskus die Christen im Irak und im Nahen Osten inständig darum, in ihren Heimatländern zu bleiben. Das Verschwinden der Christen aus der Region sei "ein unermesslicher Schaden nicht nur für die betroffenen Menschen und Gemeinschaften, sondern für die Gesellschaft selbst, welche sie hinter sich lassen", sagte der 84-jährige Pontifex.
Der Papst-Besuch im Nordirak war zugleich die mutmaßlich gefährlichste Etappe der Reise, da staatliche Truppen immer noch Jagd auf Schläferzellen der IS-Miliz machen.
Der Papst hatte angekündigt, als "Pilger des Friedens" in den Irak zu reisen, um der christlichen Gemeinde Mut zu machen - aber auch, um den Dialog mit anderen Religionen auszubauen. Am Samstag traf Franziskus den einflussreichen Schiitenführer Ayatollah Ali Sistani in der heiligen Stadt Nadschaf. Sistani sagte zu, persönlich darauf zu achten, "dass die christlichen Bürger wie alle Iraker in Frieden und Sicherheit leben, mit all ihren verfassungsmäßigen Rechten".
Der Iran begrüßte das Gespräch. Dadurch seien "interreligiöser Dialog und Nähe zwischen den Religionen" zum Ausdruck gekommen, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Teheran am Montag. Insgesamt wertete er den Papstbesuch als "sehr gut und wichtig".
Nach seinem Gespräch mit Sistani reiste Franziskus zu einem Treffen mit Vertretern unterschiedlicher Religionsgruppen in die antike Stadt Ur - laut biblischer Überlieferung die Geburtsstätte Abrahams, des Stammvaters von Juden, Christen und Muslimen.
Auch in Bagdad hatte Franziskus am Samstag eine Messe zelebriert. Der Argentinier ist der erste Papst, der den Irak besucht. Im Irak lebten Anfang der 2000er Jahre noch rund 1,5 Millionen Christen, heute sind es nur noch etwa 400.000.
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