Münster (ots)´- Die Polizeiliche Kriminalitätsstatistik weist für Münster im Jahr 2020 eine leichte Zunahme aus. Die Zahl der Straftaten ist um 440 Delikte von 26.310 auf 26.750 Fälle gestiegen. 278 Wohnungseinbrüche registrierte die Polizei im Jahr 2020, 45 Fälle weniger als im Vorjahr. Die Aufklärungsquote stieg dabei von knapp 18 auf 19 Prozent. Mit dem erneuten Rückgang der Fallzahlen erreicht das Polizeipräsidium Münster den niedrigsten Wert der letzten zehn Jahre. "Nur etwa jede hundertste Tat der Gesamtkriminalität ist damit ein Wohnungseinbruch", erläuterte Polizeipräsident Falk Schnabel die Zahl bei der Vorstellung der Statistik. "Diese Entwicklung ist besonders erfreulich, weil wir wissen, dass gerade der Wohnungseinbruch einen gravierenden Eingriff in die Privatsphäre darstellt und Betroffene oft noch lange nach der Tat psychisch belastet."
Positiv ist auch die Entwicklung bei den Raub- und Körperverletzungsdelikten. In 2020 registrierte die Polizei in Münster 53 Raubdelikte weniger als im Jahr 2019 (226). Gleichzeitig stieg die Aufklärungsquote um 0,86 Prozent auf 58,38 Prozent. Die Anzahl der Körperverletzungsdelikte ging um 53 Delikte auf 2.060 zurück. Zudem klärten die Ermittlerinnen und Ermittler 16 Fälle mehr auf und erzielten damit eine Aufklärungsquote von 85,39 Prozent (+ 2,9 Prozent).
Das Polizeipräsidium Münster registrierte im vergangenen Jahr insgesamt 452 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, 189 Fälle mehr als im Jahr 2019. Einen großen Anteil an dem Anstieg hat die Arbeit der Ermittlungskommission Rose, die seit Mai 2020 im Einsatz ist. Die intensiven Ermittlungen gegen Beschuldigte aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland führten dazu, dass die Straftaten im Bereich des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern und der Tatbestand der Verbreitung, des Erwerbs, Besitzes und der Herstellung von Kinderpornographie deutlich zunahm. Beim schweren sexuellen Missbrauch von Kindern stieg die Zahl von 22 (2019) auf 121 Fälle. Die Aufklärungsquote lag bei 85,95 Prozent. Bei der Kinderpornographie verzeichnete die Behörde 56 Fälle (2019: 14), die Aufklärungsquote lag bei 96,43 Prozent. "Das Wichtigste ist, dass wir in den sichergestellten Datenmengen Hinweise auf noch laufende Missbrauchstaten erkennen und keine Kinder in den Fängen dieser Täter zurücklassen", betonte der Polizeipräsident. "Die bislang identifizierten Opfer haben Fürchterliches durchlebt. Dies auf Bildern und Videos mitansehen zu müssen, kostet unsere Ermittlerinnen und Ermittler viel Kraft. Ich bin nach wie vor tief beeindruckt von dem, was die Kolleginnen und Kollegen hier schon seit Monaten leisten."
Einen besonderen Fokus legt die Polizei Münster seit mehreren Jahren auf die Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität. Dieses konsequente Vorgehen führt dazu, dass die Fallzahlen in diesem Bereich weiter steigen. Deckten die Kriminalisten im letzten Jahr 1.306 Fälle auf, lag die Zahl im Jahr 2020 bei 1.372. Das ist ein Anstieg von rund 5 Prozent. Die regelmäßigen Kontrollen in Kombination mit den zum Teil aufwändigen Ermittlungen gegen Drogendealer führen zum Erfolg. Allein im letzten Jahr gingen 34 Täter wegen illegalen Rauschgifthandels in Haft.
Die Bekämpfung der Kriminalität rund um den Hauptbahnhof hatte auch im Jahr 2020 hohe Priorität. Die Corona-Pandemie führte jedoch dazu, dass das öffentliche Leben über mehrere Monate deutlich eingeschränkt war. "Inwieweit sich die Pandemie auf die Situation im Bereich des Hauptbahnhofes ausgewirkt hat, wird sich in den kommenden Monaten zeigen, wenn es wieder zu Lockerungen der pandemischen Maßnahmen kommt", verdeutlichte Falk Schnabel. "Sicher ist, dass wir diese Örtlichkeit weiterhin ganz besonders im Auge behalten."
Die Corona-Pandemie sorgt aber auch für neue Kriminalitätsphänomene: So registrierte die Münsteraner Polizei im vergangenen Jahr 56 Fälle von Subventionsbetrug, die in Zusammenhang mit Corona-Soforthilfen stehen.
Im Bereich der Computerkriminalität ereigneten sich in 2020 insgesamt 388 Taten, im Vorjahr waren es 320. Das bedeutet einen Anstieg von 68 Taten. Die Aufklärungsquote ging um 1,06 Prozent auf 21,13 Prozent zurück. Im Jahr 2020 versuchten Betrüger durch unterschiedliche Maschen, wie zum Beispiel "Falscher Polizeibeamter" oder "Enkeltrick", insbesondere Bargeld von älteren Menschen zu erlangen. In mehr als 480 Fällen blieb es beim Versuch, in 20 Fällen kam es zu Zahlungen und einem finanziellen Schaden von insgesamt 184.500 Euro.
Wie schon in der Vergangenheit ist Münster besonders von Fahrraddiebstählen betroffen. Die Zahl der mehr als 500.000 Fahrräder in der Stadt nimmt mit der Zahl der Einwohner weiter zu. Nach einem Rückgang im letzten Jahr stieg auch die Anzahl der gestohlenen Räder leicht von 4.320 auf 4.463 an. Die Aufklärungsquote stagniert unterhalb von sieben Prozent. Jede sechste Straftat in Münster ist ein Fahrraddiebstahl. Das entspricht einem Anteil von 16,68 Prozent.
Das Polizeipräsidium Münster übernimmt bei bestimmten Delikten die Ermittlungen im gesamten Münsterland. Von herausragendem Interesse sind dabei immer wieder die Einsätze der Mordkommissionen. Im vergangenen Jahr führten Beamte des Polizeipräsidiums Münster 37 Mordkommissionen, davon sechs im Stadtgebiet Münster.
Im Januar wurde eine 23-jährige Frau in ihrem WG-Zimmer im Grünen Grund tot aufgefunden. Neben ihr lag ihr ebenfalls toter 41-jähriger Exfreund. Ermittlungen ergaben, dass der 41-Jährige zunächst die junge Frau getötet und sich anschließend selbst das Leben genommen hatte. Als Motiv kamen psychische Probleme des Täters und Unmut über die Trennung des Paares in Betracht.
Anfang Mai lockte eine 34-jährige Frau ihren ehemaligen Arbeitskollegen unter einem Vorwand in ihre Wohnung in der Teichstraße und bat ihn, nach ihrer defekten Spüle zu schauen. Als sich der 37-Jährige bückte, schlug die 34-Jährige mit einem Handbeil auf den Kopf des Mannes. Anschließen griff sie ihn noch mit einem Messer an. Erst die hinzugerufenen Polizisten konnten die Beschuldigte entwaffnen. Der 37-Jährige erlitt schwere Verletzungen, gegen die 34-Jährige wurde Haftbefehl wegen versuchten Mordes erlassen.
Ebenfalls im Mai kam es in Roxel zu einem Streit zwischen einem 61-jährigen Hausbesitzer und einem 34-jährigen Mann, der am späten Abend auf der Straße vor der Haustür des Beschuldigten telefoniert hatte. Der 61-Jährige forderte den jungen Mann auf, das Gespräch zu beenden oder die Örtlichkeit zu verlassen. Als der 34-Jährige dieser Forderung nicht nachkam, holte der Beschuldigte ein Messer und stach auf sein Opfer ein. Der 34-Jährige erlitt tödliche Verletzungen. Gegen den Beschuldigten wurde Haftbefehl wegen Totschlags erlassen. Anfang März wurde der 61-Jährige zu einer lebenslangen Haftstrafe wegen Mordes verurteilt.
Seit 2019 wird in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfasst, wie oft ein Messer bei einer Straftat zum Einsatz kam. Im Jahr 2020 geschah dies in 55 Fällen (2019: 106 Fälle), insbesondere bei Raubdelikten, bei gefährlichen Körperverletzungen und Bedrohungen. 13 Opfer wurden leicht verletzt, zwei schwer und ebenfalls zwei Opfer starben durch den Einsatz eines Messers.
Die gesamte Bilanz ist auf der Homepage der Polizei Münster abrufbar: https://muenster.polizei.nrw/sites/default/files/2021-03/Kriminalstatistik_2020.pdf
Polizei Münster vom 08.03.2021